Roadmap to 1325 | Friedensstaffel in Ljubljana, Slowenien

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Dritte Station: Internationale Konferenz vom 21.-22. Juni 2008 in Ljubljana

Im Juni 2008, während der Zeit der slowenischen Ratspräsidentschaft, fand die Tagung »Women in Conflict Resolution« statt - eine internationale Pan-Balkan-Konferenz zu Frieden, Sicherheit und Pazifismus aus der Geschlechterperspektive, mit der der symbolische Staffellauf »Roadmap to 1325« in Slowenien weiter ging.

Träger waren das Institutum Studiorum Humanitatis und das CEE Network for Gender Issues, beide Ljubljana mit Unterstützung von zahlreichen Frauenfriedensgruppierungen und Institutionen aus der Region, ebenso wie vom Gunda-Werner-Institut und dem Frauensicherheitsrat. Finanzielle Hilfe kam vom slowenischen Verteidigungsministerium und von Stiftungen.

Programm [ » PDF] | Abschließende Erklärung [ » PDF] | Papers zur Konferenz

Anders als die Westeuropäerinnen haben die Frauen der Balkan-Region kriegerische Auseinandersetzungen und EU-Militärmissionen in jüngerer Zeit selbst miterlebt. Die über die ethnisch-religiösen Konfliktlinien hinweg organisierte Frauenfriedensbewegung in den 90er Jahren hat vielfältige Ausgrenzungserfahrungen machen müssen, unter anderem wurde sie von den internationalen Friedensverhandlungen 1995 in Dayton und 2008 von den Verhandlungen um den Status des Kosovo ausgeschlossen.

Neben dem Kompetenzaufbau zu Resolution 1325 waren konkrete Ziele dieser Konferenz, die FriedensaktivistInnen und RegierungsvertreterInnen aus der Balkan-Region und der EU-Ebene miteinander in Dialog zu bringen und die verschiedenen Gruppierungen in diesem Raum untereinander besser zu vernetzen, um gemeinsame Strategien zur Implementierung der UN-Resolution zu erarbeiten.

Diskutiert wurden Fragen wie wie wirkungsvolle Lobbyarbeit zu organisieren sei, wie auf EU-Ebene mit friedenspolitischen Anliegen Gehör zu finden sei und welches Vernetzungs- und Kooperationsmodell für den Balkan am sinnvollsten sei. Ein wichtiges Konferenzthema war aber auch die Aufarbeitung von Kriegstraumata, die Vorstellung von Hilfsprojekten für die Trauma- und Anti-Gewalt-Arbeit sowie die Frage der historischen Be- und Verarbeitung des Kriegs aus feministischer Perspektive. Diese ist für einen großen Teil der Frauen aus Ex-Jugoslawien ein wesentlicher Erfahrungshintergrund für ihre politischen Vorstellungen und Bewertungen von Friedens- und Sicherheitpolitik. Doch das alles wird in die europäischen Konzepte von Konfliktbearbeitung und Friedensmissionen viel zu wenig eingebunden.

Rund 100 TeilnehmerInnen vorwiegend aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien nahmen an der Konferenz teil, darunter aber nur wenige Männer. Obwohl die Konferenz vom slowenischen Verteidigungsministerium finanziell gefördert wurde, war die Repräsentanz politischer EntscheidungsträgerInnen äußerst gering. Abgesehen vom ehemaligen slowenischen Präsidenten Milan Kucan, der sich nach einem Eingangs-Statement verabschiedete, waren die wenigen Vertreterinnen aus der Politik ausschließlich Frauen. Zudem kamen sie nicht aus der Sicherheitspolitik, sondern aus dem Bereich Gleichstellung. Für die osteuropäischen ExpertInnen und AktivistInnen war diese Konferenz allerdings ein historisches Ereignis. Nach den Worten von Sonia Lokar, der ehemaligen Parlamentarierin und Präsidentin des CEE Network for Gender Issues, hat der Kongress zum ersten Mal seit 20 Jahren die in diesem Bereich mit hoher Expertise arbeitenden Frauen und (wenigen) Männer zusammen gebracht.

Zum Schluss verabschiedeten die TeilnehmerInnen konkrete Forderungen an die Regierungen der Balkan-Staaten zur Umsetzung der Resolution 1325, zur Entwicklung von Nationalen Aktionsplänen, zur Verfolgung von Kriegsverbrechern und zur Zusammenarbeit mit dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Ausdrücklich verlangten sie von Mazedonien, die Resolution endlich zu ratifizieren, dies sei ein überfälliger politischer Schritt. Die Europäische Union – Rat und Parlament – wurde aufgefordert, Gleichstellungsaktivitäten in den einzelnen Ländern stärker zu fördern, zivilgesellschaftliche Gruppen und Frauenbewegungen zu unterstützen und auf die einzelnen Balkanstaaten Druck auszuüben, damit diese die geschlechterpolitischen Vorgaben der EU realisieren.

Schließlich wurde der Staffelstab an Frankreich übergeben. Im Rahmen der nun folgenden französischen EU-Ratspräsidentschaft wird Marlene Tuiniga, Präsidentin von WILPF in Frankreich, mit Unterstützung von NGOs aus anderen Ländern eine Veranstaltung vorbereiten, bei der die defizitäre Umsetzung der UN-Resolution 1325 in Frankreich im Zentrum stehen wird. Allerdings zeigt sich hier ein Problem ähnlich wie in Portugal: Es gibt in Frankreich bisher kaum zivilgesellschaftliche Aktivitäten und Organisationen zu Friedens- und Sicherheitspolitik und Gender.

Papers zur Konferenz:

  • Sanja Bauk, ANIMA, Centre for women and peace education in Kotor:
    "Upon some women’s activities to make peace stronger in Montenegro" [ » PDF ]
  • Rada Boric, European Women’s Lobby:
    "Gendering Peace. Proposal for a poistion paper of EWL on women, conflict and UN SC resolution 1325" [ » PDF]
  • Breda Bunic, Ministry of Defense, Ljubljana:
    "Women in the Slovenian Armed Forces. A national report for 2007" [ » PDF]
  • Natasha Dokovska, Journalists for children and women rights and protection of environment in Macedonia:
    "Gun violence against women" [ » PDF]
  • Sonja Lokar, CEE Network for Gender Issues, Ljubljana:
    Slidi UNSCR 1325: "Women in Conflict Resolution" [ » PDF]
  • Rebecca Thomas, Social Democratic and Labour Party:
    "Women surviving war and forging peace in Northern Ireland" [ » PDF]
  • Savka Todorowska, SOMZ, Skopje:
    "Resolution 1325 – before and after its adoption – activities implemented by the National Council of women of Macedonia - UWOM" [ » PDF]

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