zur Ausstellungsdokumentation
Eröffnung des Ausstellungsprojektes zu sexualisierter Gewalterfahrung von Mädchen, Jungen und Frauen - gegen Täterschutz
Mo, 25.11.13 18 bis 20 Uhr Heinrich Böll Stiftung
Viele Mädchen und Frauen, aber auch Jungen erleben sexualisierte Gewalt auf vielfältige und unterschiedliche Weise, in Deutschland wie in anderen Ländern und Regionen. Ein Verbrechen, das individuell oft verdrängt und gesellschaftlich noch immer tabuisiert wird. Die Folge: die - meist männlichen - Täterin_innen bleiben straffrei. Das Ausstellungprojekt der Künstlerinnen Renate Bühn, Maria Mathieu und Heike Pich nähert sich dem Thema auf sensible und ungewohnte Weise. Es soll helfen, das Schweigen zu überwinden und sexualisierte Gewalt zu bekämpfen. Im Rahmen der Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.
Es sprechen:
Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen des Landes Berlin
Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte
Gitti Hentschel, Leiterin des Gunda-Werner-Instituts in der Heinrich-Böll-Stiftung
Iris Hölling, Geschäftsführerin Wildwasser e.V., Berlin
Renate Bühn, Maria Mathieu und Heike Pich, Künstlerinnengruppe
Führungen für Schulklassen ab 10. Klasse
26.11. / 10 Uhr, 27.11. / 12 Uhr, 03.12. / 12 Uhr, 06.12. / 10 Uhr, 09.12. / 10 Uhr, 10.12. / 10 Uhr, 12.12. / 10 Uhr, 17.12. / 10 Uhr
Schulklassenführungen werden für Mädchen von den Mädchenberatungsstellen von Wildwasser e.V. und für Jungen von Tauwetter e.V. durchgeführt.
Die Entwicklung des Themas sexualisierte Gewalt in Wissenschaft und Forschung
Do, 28. 11. 2013, 19:00 bis 21:00 Uhr
Gespräch mit:
Prof. Dr. Barbara Kavemann, Sozialwissenschaftliches Frauen Forschungsinstitut Freiburg, Katholische Hochschule für Sozialwesen, Berlin
Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Kinder- und Jugend - psychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
Moderation: Iris Hölling, Geschäftsführerin Wildwasser e.V.
Frauen und Mädchen als Täterinnen sexueller Gewalt
Do, 5. 12. 2013, 19:00 bis 21:00 Uhr
Fast alle seriösen Forschungen gehen von einem Anteil an Frauen unter den Täter_innen zwischen 10 bis 15% aus. In der praktischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kommen sie so gut wie gar nicht vor. Meist erst im Erwachsenenalter berichten Betroffene über die durch Frauen ausgeübte sexuelle Gewalt. Mädchen und Jungen berichten selten aktuell von ihrer Betroffenheit. Welche Wahrnehmungsblockaden müssen potenzielle Unterstützer_innen überwinden, um diese Form der sexuellen Gewalt wahrzunehmen und als solche auch zu benennen? Welches gesellschaftlich verankerte Bild von weiblicher Sexualität verhindert eine angemessene Beschäftigung mit diesem Thema?
In der Forschung zeigt sich, dass Frauen z.T. noch früher als männliche Täter mit übergriffigem Verhalten anfangen. Welche Anforderungen stellt dies an die Mädchenarbeit?
Dorothea Zimmermann, Psychologische Kinder- und Jugendtherapeutin, Wildwasser e.V.
Sexualisierte Gewalt an Kindersoldat_innen in bewaffneten Konflikten Folgen und Aufarbeitung
Dienstag, 10. 12. 2013, 18:00 bis 21:30 Uhr
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Was sehen Sie Frau Lot? veranstaltet das Gunda-Werner-Institut eine Filmvorführung und öffentliche Podiumsdiskussion.
Sexualisiert Gewalt an Kinder ist ein gesellschaftliches Problem, weltweit. Fast überall ist sie tabuisiert, die Überlebenden werden allein gelassen. Im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Was sehen Sie, Frau Lot?“ vom 25.11.2013-14.01.2014 steht am internationalen Tag der Menschenrechte die Zwangsrekrutierung und der Einsatz von Kindern in Kriegen mittels sexualisierter Gewalt im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Gunda-Werner-Instituts.
Allein im vergangenen Jahrzehnt wurden Jungen und Mädchen in mindestens 20 Ländern zum Einsatz mit der Waffe gezwungen. Kindersoldat_innen gelten als besonders willige Kämpfer_innen. Zudem werden sie als billige Arbeitskräfte und Sexsklavinnen ausgebeutet. Sexualisierte Gewalt an Kindern ist für Milizen wie reguläre Truppen auch ein Mittel, Gegner_innen zu demoralisieren.
Der Dokumentarfilm "Lost Children" (2005) portraitiert vier Kindersoldat_innen zwischen 8 und 14 Jahren, die nach ihrer Flucht aus Rebellenlagern in Uganda ihr Leben als Kinder neu suchen. Die Podiumsdiskussion geht Fragen nach, wie: Was können, was müssen die internationale Gemeinschaft, die EU und die Bundesregierung gegen die Rekrutierung von Kindern unternehmen? Wie können sie zur Aufarbeitung ihrer Gewalterfahrungen beitragen?
Öffentliche Veranstaltung (mit deutsch-englischer Simultanübersetzung):
18.00 Uhr Filmvorführung: »Lost Children« (Auszüge, ca. 75 Min.)
19.30 Uhr Podiumsdiskussion
Mit:
Grace Arach, Sozialarbeiterin Caritas Gulu, Koordinatorin Foundation of Women Affected by Conflict (FOWAC), Uganda
Janel Galvanek, Berghof Foundation, Berlin
Suzana Sutiakova, Beraterin des Diplomatischen Diensts der EU in Brüssel
Theo Hollander, Center for Conflict Studies Utrecht, Mitarbeiter des Refugee Law Projects, Uganda
Moderation:
Barbara Unmüßig, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung
In einem Fachgespräch werden am Beispiel Uganda zuvor Auswirkungen und Folgen sexualisierter Gewalterfahrungen und eines Leben als Kindersoldat_innen sowie Möglichkeiten der Prävention erörtert.
Politische Umbrüche und sexuelle Gewalt: Beispiele aus den arabischen Transformationsländern
Mittwoch, 11. 12. 2013, 16:00 Uhr bis Donnerstag, 12. 12. 2013, 18:00 Uhr
Die von AMICA e.V. und der Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam organisierte Konferenz stellt die vielfältigen Problemlagen sexueller Gewalt in den arabischen Transformationsländern in den Mittelpunkt. Welche Auswirkungen hat sexuelle Gewalt als Kriegswaffe, aber auch als politisches Einschüchterungsinstrument? Welche Ansätze zur Vergangenheitsbewältigung, zur Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und zur gesellschaftlichen und ökonomischen Integration der Opfer gibt es?
Internationale Akteure treffen auf Praktiker_innen aus Deutschland, Libyen, Ägypten, Syrien und dem Balkan sowie die interessierte Öffentlichkeit, diskutieren gemeinsam die Lage in den verschiedenen Ländern und suchen nach Anknüpfungspunkten für bessere Zusammenarbeit.
Führungen in Deutscher Gebärdensprache mit Sabine Fries
Donnerstag, 12. 12. 2013, 17:00 Uhr bis Donnerstag, 9. 1. 2014, 19:00 Uhr
In der Gehörlosengemeinschaft wird seit einiger Zeit viel über sexualisierte Gewalt diskutiert. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Taubengemeinschaft besonders davon betroffen ist. Es fehlen gebärdensprachgerechte Aufklärungen und visuelle Informationen. Im Ausstellungsprojekt »Was sehen Sie, Frau Lot?« kann man beides bekommen. Sabine Fries ist taub und führt aus direkter und gehörlosenkultureller Sicht durch die Ausstellung.
Dokumentarfilm Qualia mit anschließendem Gespräch
Dienstag, 17. 12. 2013, 18:00 bis 20:30 Uhr
Dokumentarfilm | 105min
Filmakademie Baden-Württemberg 2013
Regie: Lena Scheidgen | Kamera: Adriana Flores Franz
Ton: Bianka Schulze | Montage: Wiebke Hofmann
Sounddesign: Jonathan Schorr
Produktion: Nadja Hermann & Janine Wolf
Ich weiß wie sich der Geschmack einer Orange von dem eines Stücks Schokolade unterscheidet, dass der Himmel blau aussieht und wie es sich anfühlt, den Finger in zu heißes Wasser zu tauchen. Ich kenne das Gefühl von Trauer und auch das der Freude. Auch du kennst diese Zustände – fühlen wir dasselbe? Nadja findet keine Worte für den Schmerz, der ihr angetan wurde. Trotzdem redet sie darüber: über die Unbeschreiblichkeit ihres Seins, über das Vergangene im Jetzt und der Suche nach einem Blick darüber hinaus…
Anschließend Gespräch mit der Protagonistin Nadja, Wildwasser e.V. & Filmteam.
Transkulturelle Mädchenarbeit in der stationären Jugendhilfe
Donnerstag, 9. 1. 2014, 19:00 bis 21:00 Uhr
In der Jugendhilfe sind transkulturellen Arbeitsansätze noch nicht flächendeckend umgesetzt. Für Mädchen in »Hilfen zur Erziehung« bedeutet dies oft, in der je eigenen Situation von Institutionsvertreter_innen nicht adäquat unterstützt zu werden. Im Workshop soll deutlich werden, welche Fallstricke aus stereotypen Zuweisungen und Paternalismus weiterhin vorhanden sind und wie Mädchen – im Sinne des Empowerments – als Expertinnen ihrer Lebenssituation ernstgenommen werden können.
Referentinnen: Hadaya Iraki-Alsafadi und Dr. Johanna Peitsch, Mädchennotdienst Wildwasser e.V.
Frau Lot weitergedacht. Weitergemacht! - Interaktiver Ausstellungsbesuch
Montag, 13. 1. 2014, 18:00 bis 22:00 Uhr
Nach einem gemeinsamen Gang durch die Ausstellung bieten wir Raum und Material die eigenen Ideen, Gedanken und Impulse zu Frau Lot gestalterisch auszudrücken. Abschließend besteht die Möglichkeit sich über die entstanden Werke auszutauschen.
Auf der Suche nach den Ursachen sexualisierter Gewalt - Finissage der Ausstellung: Was sehen Sie Frau Lot?
Dienstag, 14. 1. 2014, 19:00 bis 21:30 Uhr
Wer sexualisierte Gewalt bekämpfen will, muss die Ursachen hierfür verstehen. Wir wollen versuchen,
jenseits von eindimensionalen Erklärungsversuchen, damit einen Schritt weiter zu kommen. Dazu werden die Referent_innen ihre Ideen und Modelle vorstellen und anschließend diskutieren.
Anregungen, Modelle und Diskussion mit:
Maren Kolshorn, Frauennotruf Göttingen
Barbara Kavemann, Sozialwissenschaftliches Frauen Forschungsinstitut Freiburg
Dirk Bange, Erziehungswissenschaftler Hamburg
Thomas Schlingmann, Tauwetter e.V.
Moderation: Barbara Unmüßig, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung