Gunda Werner
Die Namensgeberin des Instituts
Biografie
Gunda Werner war Philosophin, Organisationsentwicklerin, Feministin, tätig als Geschäftsführerin der FrauenAnstiftung und bis zu ihrem frühen Tod als Referentin für Geschlechterdemokratie in der Heinrich-Böll-Stiftung.
Als die feministische FrauenAnstiftung 1996 mit der Heinrich-Böll-Stiftung fusionierte, hat Gunda Werner mit konzeptionellen Ideen und praktischem Engagement die Entwicklung der neuen Stiftung und des Konzepts Geschlechterdemokratie geprägt und sich auch für ein feministisches Institut engagiert.
Gunda Werner ging neue Wege zwischen feministischen Analysen und Strategien und geschlechterdemokratischen Organisationsmodellen. Sie sah im Konzept der Geschlechterdemokratie einen offenen, dialogischen, prozess- und praxisorientierten Ansatz, der einen Beitrag zur Umgestaltung von Politik und Gesellschaft sowie zur Reorganisation von Institutionen und Organisationen leisten kann. Ihre Sichtweise hat das Konzept der Gemeinschaftsaufgabe Geschlechterdemokratie in der neuen Stiftung entscheidend beeinflusst.
Für uns steht Gunda Werner für die immer wieder herausfordernde Suche nach neuen institutionellen und organisatorischen Formen – ein Merkmal, das sich auch in der Fusion von Feministischem Institut und Stabsstelle Geschlechterdemokratie widerspiegelt.
Wir ehren ihr Engagement posthum und nennen das neue Institut mit Freude nach Gunda Werner, einer bis dato in der Öffentlichkeit kaum bekannten lesbischen Intellektuellen, die so gar nicht dem Mainstream sonstiger NamensgeberInnen von Institutionen entsprechen will: Eine Frau, lesbisch, feministisch, auf der Suche nach Geschlechterdemokratie mit einer ganz und gar nicht linearen Ausbildungsbiographie. Damit steht sie genau für die Unkonventionalität, die das neue Institut ausstrahlen möchte.
Kleine Chronologie
2007: Gründung des Gunda-Werner-Instituts
Die Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Stiftung verabschiedet ein Statut, das Ziele und Aufgaben des GWI festlegt und das neue Institut in der Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung verankert.
2006: Prozess der Fusion
Das Feministische Institut, geleitet von Gitti Hentschel und die Stabsstelle Geschlechterdemokratie, geleitet von Henning von Bargen, verabreden einen Prozess, der in die Fusion ihrer bislang getrennten Arbeitsbereiche münden soll. Begleitet werden sie dabei vom Vorstand (Barbara Unmüßig), vom Frauenrat der Heinrich-Böll-Stiftung und von einer externen Organisationsberaterin.
1998: Gründung des Feministischen Instituts
Der Kongress »Wie weit flog die Tomate? 1968 - 1998: 68erinnen - Gala der Reflexion« ist die Gründungsveranstaltung des Feministischen Instituts, ein Rückblick auf den historischen Tomatenwurf, der den Beginn der Neue Frauenbewegung in Deutschland markierte. Das Institut wird damals geleitet von Dr. Claudia Neusüß.
1998: Etablierung der Stabsstelle Geschlechterdemokratie
Gunda Werner und Henning von Bargen, das Team der Stabsstelle Geschlechterdemokratie, erarbeiten ein Konzept zur Umsetzung von Geschlechterdemokratie in der Organisation. Das Modell wird bundesweit Vorbild für andere Einrichtungen wie z.B. die Gewerkschaft ver.di.
Dokumente:
»Geschlechterdemokratie. Das Leitbild der Heinrich Böll Stiftung«. Von Gunda Werner und Henning von Bargen, Berlin 1999 [ » PDF]
»Geschlechterdemokratie 2000. Zehn Thesen zur Diskussion«. Von Gunda Werner, Oktober 1999 [ » PDF]
1997: Gründung der neuen Heinrich-Böll-Stiftung
Bei der Gründung der neuen Heinrich-Böll-Stiftung als Ergebnis der Fusion dreier grünennaher Einzelstiftungen wird »Geschlechterdemokratie« als Gemeinschaftsaufgabe in der Satzung verankert, eine Stabsstelle Geschlechterdemokratie eingerichtet und der Aufbau eines feministischen Instituts beschlossen.
1987 - 1996: FrauenAnstiftung - eine feministische Stiftung
Gemeinsam mit Frauen von Bündnis 90/Die Grünen gründen Feministinnen 1987 eine internationale grünennahe Frauenstiftung. In ihrer Blütezeit fördert die FrauenAnstiftung pro Jahr mehr als 1.000 Frauenprojekte in zahlreichen Ländern dieser Erde und unterhält ein feministisches Studienwerk.
Als sie 1997 auf Wunsch der Grünen mit der Heinrich-Böll-Stiftung fusioniert, bringt sie als Bedingung für die Selbstauflösung ein feministisches Reformkonzept in die neue gemeinsame Stiftung ein, das drei zentrale Elemente enthält: konsequente Quotierung bis in die Leitungsebenen, Geschlechterdemokratie als Gemeinschaftsaufgabe und die Gründung eines feministischen Instituts. An der Erarbeitung und Durchsetzung dieses Reformkonzepts, das heute ein wichtiger Bestandteil der Heinrich-Böll-Stiftung ist, war Gunda Werner maßgeblich beteiligt.
Dokumente: »Leidenschaft für die unbequeme Sache. Zur Diskussion um die Gründung eines Feministischen Instituts im Rahmen der bündnisgrün-nahen Stiftung«. Hamburg 1995; Bestellung über gwi@boell.de
Gedenkschrift
»Geschlechterdemokratie wagen«
Femmage an Gunda Werner
Der Erfolg der Geschlechterdemokratie rührt u.a. daher, dass sich Frauen und Männer gemeinsam für sie einsetzen. In diesem Buch berichten sie vom geschlechterdemokratischen Alltag in Organisationen und Partnerschaft, skizzieren Umsetzungsstrategien in Politik und Verwaltung in Deutschland sowie in anderen Ländern. Verbunden werden diese Erfahrungen aus der Praxis mit theoretischen Überlegungen zum Konzept der Geschlechterdemokratie.
Hg. Heinrich-Böll-Stiftung
Verlag: Ulrike Helmer Verlag 2003
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