Im Superwahljahr 2009 wurden in vielen deutschen Großstädten die Karten neu gemischt. Da liegt die Frage auf der Hand, ob sich im Vergleich zum ersten Genderranking 2008 der Frauenanteil in den Räten und bei den kommunalen Führungspositionen verändert hat. Während in Ländern wie Norwegen dieser Vergleich schon eine lange Tradition hat, um einen Wettbewerb zwischen den Kommunen zur stärkeren Berücksichtigung von Frauen und Fraueninteressen zu initiieren, fehlten hierzu in Deutschland die aufbereiteten Daten. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat deshalb diese Studie bei Prof. Dr. Lars Holtkamp, Dr. Elke Wiechmann und Jan Pfetzing, einem politikwissenschaftlichen Forschungsteam an der FernUniversität Hagen, in Auftrag gegeben und dankt herzlich für ihre engagierte Arbeit.
Die Kommunalwahlen 2009 in Baden Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, im Saarland, Sachsen (Kommunalwahlen ohne Kreistage), Sachsen-Anhalt und Thüringen haben das Ranking deutlich verändert. Mit den neu eingepflegten Daten ist Frankfurt a.M weiterhin Spitzenreiter und Salzgitter Schlusslicht geblieben. Stuttgart kletterte ganze 36 Plätze nach oben und landet jetzt auf Platz 2 des Genderrankings. Größter Verlierer ist Mühlheim an der Ruhr mit einem Abstieg von Platz 15 auf Platz 60.
Das aktualisierte Genderranking zeigt, dass Frauen gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil in allen kommunalpolitischen Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Je wichtiger Ämter in der Kommunalpolitik werden, desto weniger werden sie von Frauen besetzt. Aber damit nicht genug: die aktuellen Zahlen belegen, dass der Frauenanteil in politischen Spitzenpositionen seit 2008 gesunken ist.
Die Ergebnisse geben jedoch auch Hinweise auf die wesentlichen Schlüsselfaktoren, die die Repräsentanz von Frauen beeinflussen: Deutlich erkennbar ist ein positiver Zusammenhang zwischen dem Frauenanteil in der Kommunalpolitik mit dem Wahlerfolg von Parteien mit Quotierungsregelung, wie beispielsweise Bündnis 90/Die Grünen.
Mit dem vorliegenden, aktualisierten Genderranking und der im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie „Die Hälfte der Macht im Visier – Der Einfluss der Institutionen und Parteien auf die politische Repräsentation der Frauen“ möchte die Heinrich-Böll-Stiftung wissenschaftliche Erkenntnisse verfügbar machen und den Wettbewerb der Kommunen um Geschlechtergerechtigkeit befeuern. Als Basis der Demokratie und Ort, an dem Parteien ihr Personal rekrutieren, kommt der lokalen Ebene eine zentrale Funktion zu. Deswegen sind hier verstärkt Anstrengungen zu unternehmen, Frauen in politische Führungspositionen zu bringen und Geschlechtergerechtigkeit herzustellen.
Ralf Fücks
Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
Fachkontakt:
Heinrich-Böll-Stiftung
Judith Utz
Schumannstr. 8
10117 Berlin
- "Zweites Gender-Ranking deutscher Großstädte 2010" (PDF, 16 Seiten, 104 KB)
- "Unterrepräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik" (PDF, 71 Seiten, 452 KB)
Gerne können Sie sich auch ein Exemplar der kompletten Studie zur "Die Hälfte der Macht im Visier - Der Einfluss der Institutionen und Parteien auf die politische Repräsentation der Frauen" bestellen.
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