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Neue Wege, gleiche Chancen? Männerpolitische Perspektiven und Positionen zur Gleichstellungspolitik

Lesedauer: 6 Minuten
Buch mit Postits
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Der Gleichstellungsbericht aus feministischer und männerpolitischer Perspektive

Programm als PDF

Fachtagung in Kooperation mit dem Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse
u.a. mit: Alexander Bentheim, Prof. Dr. Harry Friebel, Jens Gerdes, Marc Melcher, Robert Richter, Michael Tunc.

Die Beiträge der Fachtagung werden nach und nach, soweit verfügbar, zur Dokumenation im unten aufgelisteten Programm als PDFs zur Verfügung gestellt.

3. November 2012 9.30 - 17.30 Uhr

Anknüpfend an den ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung will das Forum Männer einen Prozess initiieren, in dem die bisherige Gleichstellungspolitik aus männerpolitischer Perspektive reflektiert, diskutiert, bewertet und ergänzt wird.
Der Gleichstellungsbericht ist ein wichtiger aktueller Beitrag zur Gleichstellungspolitik und gibt einen Überblick über die bisherigen Handlungsfelder und Maßnahmen von Gleichstellungspolitik. Jedoch fehlen im Bericht jungen- und männerpolitische Themen wie z.B. "Männer und Gewalt" sowie "Männer und Gesundheit" völlig. Andere männerpolitisch hochrelevante Themen wie "Jungen und Bildung" oder "Vaterschaft" kommen nur unvollständig darin vor. Gleichzeitig ist es wichtig, intersektionelle Perspektiven aufzunehmen.

  • Welcher Zielvorstellung von Gleichstellungspolitik folgt der Gleichstellungsbericht? Welche jungen-, väter- und männerpolitischen Zielvorstellungen fehlen und lassen sich sinnvoll ergänzen?
  • Wo weist der Gleichstellungsbericht blinde Flecken auf, die aus männerpolitischer Sicht besondere Relevanz besitzen?
  • Um welche jungen-, väter- und männerpolitischen Handlungsfelder sollte der nächste Gleichstellungbericht ergänzt werden? 
  • Welche positiven Beispiele gibt es, wo Männer und Frauen gleichermaßen von gelebter Gleichstellung profitieren?
  • Welche Strategien zur Umsetzung einer Gleichstellungspolitik, die Jungen und Männer einbezieht, lassen sich daraus ableiten?

 

Die Tagung wird Raum bieten geschlechterpolitische Positionierungen weiterzuentwickeln, sich kritisch mit dem Gleichstellungsbericht der Bundesregierung auseinanderzusetzen, Einschätzungen zu den Themen des Gleichstellungsberichtes abzugeben, sich mit frauenpolitischen / feministischen Positionen zum Gleichstellungsbericht auseinanderzusetzen und mit Akteur_innen ins Gespräch zu kommen. Es werden (An-)Forderungen an und Empfehlungen für eine zukünftige Gleichstellungspolitik aus männerpolitischer und feministischer Sicht formuliert und damit Impulse für die Bundestagswahl 2013 gegeben.

Programm

Freitag, 2. November - Forum Männer Netzwerktreffen

18.00 Anreise, Imbiss

18.30 Netzwerktreffen des Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse
für Netzwerkmitglieder und Interessierte
bei Interesse Programm bitte anfragen: vonbargen@boell.de

21.00 Informeller Ausklang


Samstag 3. November
Ab 9.00 Anmeldung

9.30 Begrüßung
Henning von Bargen, Andreas Goosses

9.40 Männerpolitik(en) in Deutschland – aktuelle Debatten und Akteure
Vortrag: Thomas Gesterkamp, Journalist und Autor

10.00 Der Gleichstellungsbericht der Bundesregierung – ein Überblick
Vortrag: Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Mitglied der Sachverständigenkommission

10.45 Kaffeepause

11.10 Kommentar zum Gleichstellungsbericht aus feministischer Perspektive
Jana Günther, Sozialwissenschaftlerin, Mitherausgeberin der Femina Politica

 

Kommentar zum Gleichstellungsbericht aus männerpolitischer Perspektive
Volker Handke, Geschlechterforscher, Berlin, Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse

11.50 (Nach-)Fragen und Diskussion

12.15 Elternzeit-Väterzeit – Innenansichten aus Familien und Unternehmen. Ergebnisse einer Studie.
Vortrag: Dr. Robert Richter, Künzell, Wiss. Mitarbeiter Phillips-Universität Marburg

  • Elterngeld und Partner_innenmonate haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, den Anteil der Väter unter den Elterngeldbezieher_innen innerhalb von knapp sechs Jahren auf gut ein Viertel zu erhöhen. Doch was steckt hinter diesen Zahlen? Wie erleben einzelne Väter, ihre Partnerinnen, ihre Kinder und ihre Arbeitgeber die Aushandlung und Umsetzung der Elternzeit der Väter? Wie politisch ist hier das Private? Die vorgestellte Studie erfasst diese Innenansichten in einer systemischen Verbindung mehrerer Perspektiven auf die Wünsche, Anforderungen und Widersprüchlichkeiten zur Elternzeit von Vätern im Gesamtkontext von Familie, Beruf und Gesellschaft. Sie arbeitet spezifische „Elternzeitstrategien“ heraus und liefert Ansatzpunkte, die Elternzeit von Vätern unter familien- und gleichstellungspolitischen Aspekten konsequent zu fördern.
  • Beitrag von Dr. Robert Richter als PDF.


13.00 Mittagspause

14.00 parallele Workshops

Workshop 1:
Girls' Day, Boys' Day, chance away?
Mit: Alexander Bentheim, Soziale Jungs Hamburg; Prof. Harry Friebel, Universität Hamburg; Marc Melcher, Paritätisches Bildungswerk, Bundesverband e.V.

  • Seit 2011 findet der Boys´ Day zeitgleich mit dem Girls´ Day mit Unterstützung insbesondere durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und bundeseinheitlich organisiert vom Servicebüro "Neue Wege für Jungs" statt. Der Boys´ Day soll – wie der Girls´ Day für Mädchen und junge Frauen – eine gleichstellungspolitische Perspektive auf die Lebensläufe von Jungs und jungen Männern eröffnen und neben der Erweiterung des Berufswahlspektrums auch die Flexibiliserung der männlichen Rolle thematisieren. Wird der Boys´ Day (so wie der Girls´ Day) zur Erfolgsgeschichte? Zweifel sind angebracht: Die zentrale Mammutorganisation des Boys ´Day (als bloße Kopie von Girls ´Day) schränkt möglicherweise sowohl den sozialen Raum für unmittelbare Partizipation als auch für männerpolitische Perspektiven ein!

 

Workshop 2:
Intersektionalität und Rassismuskritik in der Gleichstellungs- und Männerpolitik
Mit Michael Tunc, Initiator des Bundesweiten Netzwerks Männlichkeiten, Migration, Mehrfachzugehörigkeiten (i.G.) und Sprecher der Steuerungsgruppe

  • Der erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung ist aus männerpolitischer Perspektive bisher zu wenig differenzsensibel gestaltet. Er weist Leerstellen auf und ist entwicklungsbedürftig bezüglich der Aspekte Diversität, Intersektionalität und Rassismuskritik. Intersektionale Gleichstellungs- und Männerpolitik vorantreiben sowie sich in diesem Feld fachlich und politisch einmischen will das Bundeweite Netzwerk Männlichkeiten, Migration, Mehrfachzugehörigkeiten (i.Gr.), dessen Positionspapier im Workshop vorgestellt und diskutiert wird.


Workshop 3:
Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsre Rollen nicht.
Mit: Jens Gerdes, Dipl.Sozpäd., Berlin

  • 80 % der (heterosexuellen) Paare, die sich für eine Familiengründung entscheiden, wollen eine partnerschaftliche und gleichgestellte Beziehung mit Kindern leben. Erwerbsarbeit und Sorgearbeit wollen sie gleich und gerecht verteilen. Nach 14 Jahren schaffen es 13,7% der Paare sich gleichgestellt in die Augen zu schauen. Viele Millionen der in Liebe gezeugten Kinder werden zu Trennungskindern und wandern, oft begleitet durch die Jugendämter, getrennt erzogen durch ihr Leben. Diskutiert wird vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Teilnehmenden u.a.: Wie gehen Paare, wie geht das Jugendamt mit der Re-Tradionalisierung der Rollen um, macht es sie zum Thema? Was haben Gender-Forscher_innen über die Interdependenzen in Partnerschaft und Familie herausgefunden? Wenn gleichgeschlechtliche Partner_innen Kinder groß ziehen, machen sie da etwas anders? Was bedeutet das für zukünftige Gleichstellungspolitik?


Workshop 4:
Beratungsinfrastruktur für Männer
Mit: Andreas Goosses, Psychologischer Psychotherapeut, Männerberater, Diversity-Trainer, Berlin

  • In Deutschland hat sich eine beeindruckende Vielzahl von Männerarbeitsansätzen entwickelt. U.a. finden Männer dort Unterstützung, ihre Beziehungen gleichberechtigt zu gestalten und Lebensentwürfe jenseits traditioneller männlicher Normen zu leben. Obwohl Männerarbeit damit einen wichtigen, oft eingeforderten, Beitrag zur Geschlechterdemokratie leistet, gibt es jedoch für männerorientierte Bildungs- und Beratungsarbeit kaum Finanzierungsmöglichkeiten. Im Workshop werden Fragen diskutiert wie: Welche gleichstellungspolitischen Maßnahmen es braucht, um die Vielfalt von Lebensentwürfen jenseits vorherrschender Rollenmuster für Männer lebbarer zu machen? Wie werden Männer unterstützt, in ihrem Alltag Akteure der Gleichstellung zu sein? Wie ist die aktuelle Situation der Männerberatung in Deutschland? Was trägt Männerarbeit zu Geschlechterdemokratie bei? Welche Erfahrungen und Bedarfe gibt es?


Workshop 5:
Feministische Perspektiven auf den Gleichstellungsbericht
Mit: Jana Günther, Sozialwissenschaftlerin, Mitherausgeberin der Femina Politica

  • Eine im Auftrag des GWI erstellte feministische Analyse des Gleichstellungsberichts bewertet die dort berücksichtigen Aspekte und Handlungsempfehlungen danach, welche Bedeutung sie für eine Gleichstellungspolitik, die alle Geschlechter berücksichtigt, haben und ergänzt Gesichtspunkte, Themen und Handlungsfelder, die in der Fortschreibung des Gleichstellungsberichtes aus feministischer Perspektive Eingang finden müssen.
  • Kommentar Feministische Perspektive auf den Gleichstellungsbericht der Bundesregierung


15.30 Pause

16.00 Gleichstellungspolitik: Quo vadis?
Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Gleichstellungspolitik und des Gleichstellungsberichtes aus männerpolitischer und aus feministischer Perspektive.

17.30 Ende der Tagung

Kontakt:
Henning von Bargen, Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung
E vonbargen@boell.de
T 030.285 34-180

Veranstaltungsort:
Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstrasse 8, 10117 Berlin

Das Tagungsprogramm als PDF