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Wir trauern um Birgit Rommelspacher

Lesedauer: 2 Minuten
Birgit Rommelspacher
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Birgit Rommelspacher: 2012 hält sie die Laudatio für die erste Anne-Klein-Frauenpreis Trägerin Nivedita Prasad

Die feministische Wissenschaftlerin, inzwischen emeritierte Professorin für Psychologie mit den Schwerpunkten Interkulturalitiät und Geschlechterstudien der Alice-Salomon-Hochschule Berlin starb völlig unerwartet in der vergangenen Woche. Kurz zuvor erst hatte sie eine Seniorprofessur an der Goethe-Universität in Frankfurt angetreten.

Birgit Rommelspacher hat sich weit über die Wissenschaftsszene hinaus - Büchern wie Aufsätzen -  als engagierte Vordenkerin und Impulsgeberin für kritische Gesellschaftsanalysen einen Namen gemacht. Mit ihrer Kritik an der westlichen "Dominanzkultur" der weißen, von christlichen Traditionen geprägten Mehrheitsgesellschaft, die auf Unterordnung und Herrschaft basiert und mit  Ausgrenzung und Abwertung des "Fremden" verbunden ist,  hat sie zum Auseinandersetzen und Diskutieren angeregt, und zugleich Widerspruch und Kritik hervorgerufen. Im Sinne von „doing feminism“ hat sie ihre wissenschaftliche Arbeit mit vielfältigen praktischen Engagement verbunden und sich mutig und konsequent gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung, gegen Homophobie, Rassismus und Antisemitismus und für eine Politik der Anerkennung und Wertschätzung eingesetzt und eingemischt. Dabei galt ihr besonderer Einsatz den Frauen aus diskriminierten Minderheiten, vor allem Migrantinnen, schwarzen Frauen und Frauen mit Gewalterfahrungen ebenso wie Frauen mit  Behinderungen. So hat sie sich für das 1. interkulturelle Frauenhaus in Berlin engagiert, und sich an der Stiftung „zurückgeben“ zur Förderung jüdischer Frauen in Wissenschaft und Kultur auch als eine der Gründerinnen beteiligt. 2009 erhielt sie für ihre Verdienste um Demokratie, soziale Gerechtigkeit und die Geschlechtergleichstellung die Louise-Schroeder-Medaille. 2012 hielt sie für die 1. Preis-Trägerin de Anne-Klein-Frauen-Preises der hbs Nivedita Prasad die Laudatio.

Ihre intersektionalen Ansätze (lange, bevor das so genannt wurde)  waren  für das GWI Anregung und Inspiration, und zum Teil waren wir mit ihr auch freundschaftlich verbunden.  Im Juli sollte an der Alice-Salomon-Hochschule zu ihrem 70. Geburtstag eine Festveranstaltung stattfinden. Nun bleibt uns nur, ihrer zu gedenken.

Nicht nur mit ihren scharfsinnigen Analysen und Anregungen, sondern vor allem mit ihrem Humor, ihrer großherzigen Zugewandtheit, ihrer solidarischen und  versöhnlichen Art werden wir Birgit Rommelspacher sehr vermissen.

Das GWI-Team

 

Ein Nachruf über das Leben und Wirken Birgit Rommelspachers findet sich ebenfalls auf taz.de.