Gedenken der ermordeten trans* Menschen – weltweit 325 in den vergangenen 12 Monaten.
Kitkat Mae Fermin, 2.10.2016, Davao / Philippinen
Brandi Bladsoe, 8.10.2016, Cleveland / USA
Itzél Duras Castellanos, 8.10.2016, Mexiko-Stadt / Mexiko
W. Rodrigues Alexandre, 8.10.2016, Duque de Caxias / Brasilien
Zizi Shekiladze, 14.10.2016, Tiblis / Georgien
Lorena Reyes Mantilla, 24.10.2016, Santa Cruz de Tenerife / Spanien
Emily Duque, 26.10.2016, Caracas / Venezuela
Malvilis Trujilo, 27.8.2017, Tolima / Kolumbien.
Chanda, 30.8.2017, Karachi / Pakistan
Sisi Thibert, 18.9.2017, Montreal / Kanada
Diese sind zehn der 325 trans* Menschen, deren Ermordung zwischen November 2016 und September 2017 bekannt geworden ist. Ihnen allen gedenkt Trans Day of Remembrance am 20. November. Unter ihnen allein 171 Menschen in Brasilien, 56 in Mexiko und 25 in den USA.
Seit 1999 machen jährlich weltweit am 20. November Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen am Trans Day of Remembrance (TDoR) auf trans*feindliche Gewalt aufmerksam und gedenken der Menschen, die unter dieser Gewalt ihr Leben verloren haben. Erstmals anlässlich des Mordes an Rita Hester (1963-1998), afroamerikanische trans* Frau in Massachusetts/USA.
Das Forschungsprojekt Trans Murder Monitoring von Transgender Europe hat bis heute mehr als 2.604 Morde an trans* und genderdiversen Menschen seit dem Jahr 2008 erfasst. Die Zahl der nicht erfassten lebensbedrohenden Gewalt gegen trans* Menschen ist vermutlich deutlich höher. Jedes Jahr veröffentlicht dieses Projekt eine vollständige Liste mit den Namen und Todesumständen. Exemplarisch sei daraus zum Mord an Malvilis Trujilo, die 17 Jahre alt geworden ist, zitiert: „Das Opfer ging mit zwei Männern in ein Hotel, und sie wurde bei Morgengrauen tot aufgefunden.“
In überdurchschnittlich hoher Anzahl sind trans* Sexarbeiter*innen sowie Schwarze trans* Menschen und trans* Menschen of Colour unter den Toten zu finden. Also Menschen in besonders vulnerablen Lebensrealitäten. Von Menschen und Strukturen an die Ränder von Gesellschaften gedrängt. Abgelehnt, weil sie ihr Geschlecht anders erleben, als Gesellschaft, Pass und Staat es für sie vorsehen, und gleichzeitig werden sie zudem auf Grund von Klasse und Hautfarbe stigmatisiert.
Solche trans*feindliche, frauenfeindliche und sexarbeiter*innenfeindliche Gewalt findet global statt: unter den ermordeten trans* Menschen der vergangenen zwölf Monate sind auch welche in den Niederlanden, Frankreich und Spanien.
Dass ein einmal jährliches Gedenken allein den Lebensrealitäten der mit dieser Gewalt konfrontierten Menschen nicht gerecht wird, sondern steter Bewusstmachung und geteilter Solidarität bedarf, macht Isabelle von „transsexwork“ deutlich, einem Projekt von und für trans* Sexarbeiter*innen in Berlin: „Trans* Sexarbeiter*innen werden mitten in Berlin bei ihrer Arbeit aus fahrenden Autos mit Glasflaschen beworfen und beschimpft, doch die Täter kommen meistens unentdeckt davon. Wir sind der Gewalt gegen uns großteils allein überlassen.“
Weiterführende Informationen:
Am diesjährigen 20. November finden mindestens in folgenden Ländern Gedenken statt: Armenien, Australien, Deutschland, Estland, Fiji, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Island, Irland, Italien, Kanada, Mexiko, Moldavien, Niederlande, Rumänien, Russland, Serbien, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechische Republik, Türkei, Ukraine, Ungarn und den USA.
Kurzfilm von Transgender Europe zum TdoR (Untertitel in zahlreichen Sprachen)