Geschlecht umreißen, Ordnungen durchkreuzen, Drag erleben
Was macht breitbeiniges Sitzen männlich? Warum kann ich nicht in hochhackigen Schuhen laufen? Wie ist es, ‘etwas’ in der Hose zu haben? Und wie sehen mich Menschen, wenn ich gleichzeitig Lippenstift und Bart trage?
Drag macht normierte Vorstellungen von Geschlecht sichtbar und ermöglicht es, andere Weisen geschlechtlichen Seins zu (er-)leben, die nicht oder nicht derart rigide an eine Zweigeschlechtlichkeit und ihre Ideale und Normen gebunden sind.
Mit den Praxen, Ausdrucks- und Seinsweisen von Drag sind Visionen und Analysen verknüpft. Diese werden zum einen politisch besetzt und als Möglichkeiten von Emanzipation, gesellschaftlicher Befreiung oder Überarbeitung zweigeschlechtlicher Ordnung verhandelt. Gegenwärtig findet eine Polarisierung statt: Zwischen dem Vorwurf des bloßen Hedonismus und der Dramatisierung lesbischer und schwuler Identität einerseits und der Überhöhung als politische Praxis schlechthin andererseits. In diesem Spannungsverhältnis bewegen die einzelnen Beiträge, bemühen sich um eine Betonung der Ambivalenzen und stellen zugleich neue Fragen an das Politische von Drag.
Das E-Paper orientiert sich an drei Perspektiven auf Drag, die die jeweiligen Dimensionen der politischen Praxis abstecken: Drag vermag es Geschlecht in seiner sozialen Funktion genauer zu beschreiben und zu umreißen, diese Ordnungen zugleich zu kritisieren und zu durchkreuzen, sowie schließlich für die Beteiligten ein geschlechtlich anderes (Er-)Leben des Selbst und des Gegenübers möglich zu machen.
Diese Publikation ist Teil unseres Dossiers „drag it!".