Seit Wochen sitzen tausende Geflüchtete, vor allem aus Staaten wie Syrien, Afghanistan, Libyen und Irak, an der EU-Außengrenze zwischen Polen und Belarus fest. Die EU wirft dem belarussischen Machthaber Lukaschenko vor, als Reaktion auf die von der EU verhängten Sanktionen gegen den Staat gezielt Geflüchtete an die EU-Grenze zu schleusen. Die Sanktionen verhängte die EU als Reaktion auf Menschenrechtsverletzungen und die Unterdrückung von Andersdenkenden in Belarus.
Polen errichtete daraufhin einen Grenzzaun, der die Geflüchteten abhalten soll, in das Land zu kommen. Nach Angaben der polnischen Polizei haben belarussische Sicherheitskräfte Geflüchtete in einem Lastwagen an die Grenze gefahren. Die meisten wurden festgenommen und wieder in belarussisches Gebiet überführt. Geflüchtete, die versucht haben über den Zaun zu fliehen und von Belarus zurück in den Irak geflogen wurden, berichten von Misshandlungen durch die polnische und belarussische Polizei.
Überprüfbar sind die Angaben der polnischen Polizei nicht, Journalist*innen dürfen die Grenzregion nicht betreten. Die polnische Regierung gab bekannt, sie sei bereit für die Rückführungen von Geflüchteten in die Krisengebiete aufzukommen. Deutschland gibt an, keine Geflüchteten aufnehmen zu wollen
Die humanitäre Lage verschlechtert sich indes stetig. In der Grenzstadt Bruzg wurde ein Notlager für etwa 2000 Menschen errichtet, von denen etwa 1000 Menschen in ein nahegelegenes Logistikzentrum versetzt wurden. Etwa 800 Menschen schlafen bei Minusgraden in Zelten draußen. Mindestens dreizehn Menschen sind bisher an der Grenze gestorben. Zuletzt am Donnerstag ein einjähriges Kind. Die Familie hat zuvor anderthalb Monate im Wald gelebt. Wie viele Menschen tatsächlich schon gestorben sind, weiß niemand, denn Hilfskräfte dürfen die „Emergency Zone“, den Grenzstreifen, in dem der Ausnahmezustand gilt, nicht betreten. Hilfe und Verpflegung durch Zivilist*innen aus der EU ist erst dann möglich, wenn die Geflüchteten es schaffen die Zone in Polen zu überqueren; aber auch dann droht ihnen der Pushback. Zusätzlich gibt es jetzt im Logistikzentrum in Bruzg einen bestätigten Corona Fall, mindestens 100 Menschen mussten in nahegelegene Krankenhäuser gebracht werden.