In einem Interview mit der Bild am Sonntag sprach sich Innenministerin Nancy Faeser gegen die Verharmlosung von Femiziden aus: "Das sind Morde! Wir müssen das klar als Femizide benennen. Da werden Frauen umgebracht, weil sie Frauen sind. Dass wir dort ein großes, gefährliches Problem haben, muss sich der Staat eingestehen. Und handeln.“ Femizide dürften nicht länger kleingeredet werden als "Eifersuchtsdramen" oder "Beziehungstragödien". Hierfür sei es nötig, dass Täter direkt nach dem ersten Übergriff aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen werden, und es bei der Polizei flächendeckend spezielle Anlaufstellen mit geschultem Personal gibt. Hilfesysteme, vor allem Frauenhäuser, sollen zudem ausgebaut werden.
Im Durchschnitt versucht in Deutschland jeden Tag ein Partner seine Frau zu töten, jeden dritten Tag gelingt es. Deshalb gibt es jüngst Bestrebungen, um mehr Bewusstsein für diese extreme Form der geschlechtsspezifischen Gewalt zu schaffen. So plant die Stadt Frankfurt am Main jetzt ein Mahnmal für Femizide.
Außerdem starteten das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen und das Institut für Kriminologie der Universität Tübingen dieses Jahr eine großangelegte Studie zu den Hintergründen und konkreten Zahlen zu Femiziden. Sie wollen auch Morde durch Freunde, Arbeitskollegen, flüchtige Bekannte oder im Kontext von Sexarbeit beleuchten und so alle Femizide erfassen. Denn bisher berücksichtigen Statistiken in Deutschland nur Fälle innerhalb einer Partner*innenschaft.
Auch in Österreich gibt es Bewegung: Das Bündnis Claim the Space hat es sich zur Aufgabe gemacht, keinen Femizid im Land unbeantwortet zu lassen. Seit Juli 2020 organisieren sie bei jedem bekannt gegebenen Femizid eine Kundgebung in Wien.