Die Strategie des Gender Mainstreaming wurde in der Aktionsplattform der UN-Frauenkonferenz 1995 in Peking verankert. Damit konnte sich eine Strategie, die aus der Entwicklungszusammenarbeit stammte, international durchsetzen, denn die unterzeichnenden Staaten haben sich damit verpflichtet, die Einführung von Gender Mainstreaming zu prüfen und ein nationales Umsetzungskonzept zu entwickeln. Den Staaten der Europäischen Union ist darüber hinaus seit der Amsterdamer Revision der Europäischen Verträge 1999 verbindlich vorgegeben, Gleichstellung immer mitzudenken und aktiv zu fördern.
Definition: Die Methode des Gender Mainstreaming verpflichtet Regierungsbehörden, staatliche Stellen und Institutionen, bei allen geplanten Gesetzen und Vorhaben zuvor zu überprüfen, welche unterschiedlichen Wirkungen diese auf Frauen und Männer haben. Das Ziel aller Maßnahmen sollte Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter sein.
„To mainstream“ bzw. „Mainstreaming“ bedeutet, etwas alltäglich und selbstverständlich zu machen, also die Gleichstellung von Frauen und Männern auf allen Ebenen als Querschnittsthema einzuführen. Der UN-Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) hat 1997 Gender Mainstreaming vergleichsweise umständlich folgendermaßen definiert: Es sei der „Prozess, die Auswirkung aller geplanten Aktionen auf Frauen und Männer, einschließlich der Gesetze und politischen Programme, einzuschätzen. Es ist eine Strategie, sowohl die Belange und Erfahrungen von Frauen als auch von Männern in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen so zu planen, dass Frauen und Männer gleich viel Nutzen daraus ziehen und die Ungerechtigkeit nicht länger bestehen bleibt. Das ultimative Ziel ist es, Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.“
Viele Länder übernahmen den englischen Begriff „Gender Mainstreaming“, statt Begriffe in ihrer eigenen Sprache zu finden – mit manchmal unfreiwillig komischem Resultat. Die Frauenaktivistin Sanam Naraghi Anderlini berichtet von einem Workshop in Kambodscha, in dem Gender Mainstreaming ins Khmer übersetzt wurde. „Die Teilnehmer lachten sich kaputt, denn offensichtlich bedeutete die bestmögliche Übersetzung in Khmer: Männer und Frauen springen zusammen in den Fluss“.
In der Praxis wird Gender Mainstreaming meistens mit Frauenförderung verwechselt und – auch deshalb – von vielen Regierungsbeamten ignoriert oder gar bewusst boykottiert. Die bisherige Bilanz des Gender Mainstreamings in den Ministerien der UN-Mitgliedsstaaten ist deshalb mager. Und wo Staaten fragil oder gescheitert sind, wie in einigen Ländern des Südens oder in Konfliktländern, da gibt es in den kaum mehr vorhandenen Regierungsstellen auch nichts mehr zu mainstreamen.