Anlässlich der Plenardebatte vergangene Woche im Bundestag zum grünen Antrag "Grundrechte von intersexuellen Menschen wahren" erklärt Monika Lazar, frauenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:
Zum ersten Mal in der Geschichte des Deutschen Bundestages wird morgen ein Antrag zur Situation intersexueller Menschen beraten. Dies ist in erster Linie den mutigen intersexuellen Menschen zu verdanken, die mit ihren persönlichen Lebensgeschichten in die Öffentlichkeit gegangen sind. Damit brechen wir ein Tabu, das jahrzehntelang dazu geführt hat, dass Intersexuelle medizinischen Menschenversuchen unterzogen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ausgesetzt wurden. Nach ihrer Geburt hat man sie an ihren Genitalien operiert, lediglich um der in unserer Gesellschaft erwarteten geschlechtlichen Eindeutigkeit gerecht zu werden.
Die politischen Vertreterinnen und Vertreter haben viel zu lange das Problem nicht wahrgenommen. Umso wichtiger es ist, dass wir nun entschlossen handeln. Deshalb schlagen wir einen Maßnahmenkatalog vor, der die Situation Intersexueller verbessern und künftigen Menschenrechtsverletzungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegenwirken soll.
Den intersexuellen Menschen sowie deren Familien, die der Medizin und dem Rechtstaat vertraut haben, sind wir eine nachträgliche Unterstützung schuldig. Die künftig Geborenen wollen wir vor ähnlichen Erfahrungen bewahren. Den Antrag finden Sie unter folgendem Link:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/055/1705528.pdf
Zum Hintergrund:
Als intersexuell werden Menschen bezeichnet, bei denen Chromosomen und innere oder äußere Geschlechtsorgane nicht übereinstimmend einem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden können oder die in sich uneindeutig sind. Wissenschaftlichen Studien zufolge werden in Deutschland etwa 150 bis 340 Kinder pro Jahr geboren, die als intersexuell klassifiziert werden können. Die Gesamtzahl der Betroffenen mit schwerwiegenderen Abweichungen der Geschlechtsentwicklung liegt nach Angaben der Bundesregierung bei etwa 8.000 bis 10.000. Die Verbände der Intersexuellen sprechen allerdings von einer deutlich höheren Zahl von Betroffenen.