Dieser Abschied fällt nicht schwer. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat noch in der Wahlnacht bekannt gegeben, dass sie für ein weiteres Ministeramt nicht mehr zur Verfügung steht. Und dies mit einem Abschiedsinterview im Spiegel garniert. Selten kam sie so sympathisch rüber wie in diesem Interview, in dem sie sich als Mutter im Doppelstress zwischen Familie und Beruf beschreibt. Und doch hätte man sich von der Frauenministerin etwas ganz anderes gewünscht.
Dieser Abschied fällt nicht schwer. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat noch in der Wahlnacht bekannt gegeben, dass sie für ein weiteres Ministeramt nicht mehr zur Verfügung steht. Und dies mit einem Abschiedsinterview im Spiegel garniert. Selten kam sie so sympathisch rüber wie in diesem Interview, in dem sie sich als Mutter im Doppelstress zwischen Familie und Beruf beschreibt. Und doch hätte man sich von der Frauenministerin etwas ganz anderes gewünscht.
„Ich habe viele schöne Momente mit meiner Tochter verpasst. Oft hatte ich das Gefühl, zu wenig Zeit mit der Kleinen zu haben. Künftig möchte ich mehr von meiner Familie haben.“ Welchem Elternteil spricht die Ministerin da nicht aus der Seele? Arbeiten trotz Schlafdefizits und Stillzeiten. Das Bedürfnis, mehr Zeit mit der Tochter zu verbringen, in einer Phase, die niemals wieder kommt. Ist das nicht allzu verständlich?
Ist es. Allerdings muss einen stutzig machen, warum eigentlich nur sie dieses Dilemma verspürt. Was ist denn mit ihrem Mann? Der, lernen wir, hat ein weniger starkes Bedürfnis, seine Tochter zu erleben. Im Gegenteil: „Während der Schwangerschaft, der Geburt und der Stillzeit entsteht begreiflicherweise ein besonderes Näheverhältnis oder Näheverlangen zwischen Mutter und Kind.“ Schröder spricht sogar von einem „kleinen schmutzigen Geheimnis“ der Frauenpolitik: Mütter haben eine engere Bindung an ihre Kinder und wollen ihnen näher sein. Mit anderen Worten: Da gibt es einen biologischen Unterschied zwischen den Geschlechtern, den die Feminist*innen in ihrem Gleichheitswahn nicht wahrhaben wollen.
Vielleicht liegt hier aber ein ganz anderes Geheimnis, das ungefähr so lauten könnte: Schröders Ehemann Ole ist ein „typischer deutscher“ Mann. Seine Karriere geht vor. Weder er noch seine Frau können sich vorstellen, dass er zurücksteckt zugunsten von mehr Zeit für seine Tochter. Ein besonderes Verhältnis zu Säuglingen und Kleinkindern hat der (deutsche) Mann nicht, die sind Frauensache. Das ganze wird dann ideologisch verbrämt zu einer „besonderen Nähebeziehung“. Und fertig ist der Mutterkult. Mit einem solchen Mann lässt sich eine andere Arbeitsteilung natürlich nicht organisieren.
Mit anderen Worten: So, wie unser Männerbild heute gestrickt ist, bleibt der Frau gar nichts anderes übrig, als ein besonderes Näheverhältnis zum Kind aufzubauen. Der Partner tut es erfahrungsgemäß nicht. Schröder hätte ja auch sagen können: „Wissen Sie, mein Mann hat eine innige Beziehung zu unserem Kind. Deshalb tritt er als Staatssekretär im Innenministerium zurück, er möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.“ So fremd, wie dieser Satz klingt, so viele Kilometer sind wir von einem neuen, von Empathie getragenen Vaterbild entfernt.
Wenn wir gar nicht wissen, was für Beziehungen Väter zu Kindern aufbauen können, können wir dann einfach weiter behaupten, Mütter hätten eine besondere Nähe zum Kind? Ja, es gibt das Stillen und die unglaubliche körperliche Nähe der Mütter, wahrscheinlich begründet das eine andere Beziehung zum Kind als es die eines Vaters ist. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ein Vater nicht auch beruflich zurückstecken und seinem Kind nahe sein kann. Die Ausschließlichkeit der Mutterbeziehung ist das, was so irritierend ist.
Wünschenswert wäre folgende Politik: Der Leitspruch lautet: Junge Familien brauchen viel Zeit miteinander. Eltern müssen deshalb ihre Arbeitszeit reduzieren können. Unsere Familienministerin und ihr Mann machen es vor. Sie zeigen, dass es auch in ambitionierten Berufen möglich ist eine Weile kürzer zu treten. Deshalb machen beide keine Abend- und Wochenendtermine und gehen um drei nach Hause. Die Regierung Merkel strebt an, dass alle Eltern gleichermaßen am Aufwachsen ihrer Kinder teilhaben können, deshalb tut sie alles dafür, der jungen Familie den Rücken frei zu halten. Das Innenministerium überlegt, wie die Aufgaben von Ole Schröder eine zeitlang anders sortiert werden können und das Frauenministerium räumt selbstverständlich seiner Ministerin Zeit für die Familie ein. Das ist kein Dauerzustand und auch in einer Regierung nicht überall machbar. Aber es ist auch selten, dass so junge Menschen wie die Schröders in solchen Regierungsämtern sitzen, deshalb können wir das Ganze dieses Mal so organisieren.
Haben wir nicht. Denn dafür hätte es eine Ministerin und ihren Mann gebraucht, die neue Rollenmodelle ausprobieren wollen. Wollten sie aber nicht. Deshalb sind sie ja auch in der CDU. Also: Beschweren nutzlos. Aber dafür macht es den Abschied nun auch besonders leicht.