Ein Gedicht über die Wirkung der Traurigkeit auf die Sprache - im Rahmen von Weiter Schreiben - ein literarisches Portal für Autor*innen aus Krisengebieten.
Den Dichtern
folgt nur ihre Traurigkeit
Sie erwacht wie ein Funke an Fingerspitzen
und schläft ein
wischt man eine Träne
fort
mit den Fingerspitzen
Geboren wird sie
unbefleckt
bevor die Sprache sie überfällt
und benennt
Sie tritt ein mit dem Wind
und fährt aus mit der Seele
Sie altert allein
Ein Loch das seine Familie verschlingt
und niemanden wieder ausspuckt
Sie schläft im Nachthemd
Wärmt sich an Erinnerungen
Wächst mit der Einsamkeit
Geht zur Schule
Fängt eine Beziehung an
Lebt im Schlafzimmer
Geht morgens zur Arbeit
Macht Urlaub am Meer
Malt ein Bild
Nistet in einem Gedicht
Reist ohne Pass
Als der Mensch die Traurigkeit nach seinem Bilde schuf
vergaß er sie weinen und vergehen zu lassen
Dieser Text erschien zuerst auf weiterschreiben.jetzt
Dieser Text wurde von Lilian Pithan Übersetzt.