Ein Gedicht über den Ort Ahrenshoop - im Rahmen von Weiter Schreiben - ein literarisches Portal für Autor*innen aus Krisengebieten.
Ich verließ es unverändert
Ahrenshoop, das Kleine, das nicht altert
Mit einer unberührten Schneedecke empfing es mich
Mit einer unberührten Schneedecke verabschiedete es mich
Als wäre ich nicht gewesen
Ahrenshoop wäscht seine Besucher aus seinem Gedächtnis
Und erwacht unbefleckt
Ahrenshoop
Mit seinem seltsamen Rhythmus
Schafft Unsicherheit beim Willkommensfest
Raubt das Licht der Sonne, des Feuers, des Kamins und der Frauen
Seit ich es betreten habe, bin ich gealtert
Ich betrachte das Meer
Es beachtet mich nicht
Als hätte es nicht meine Familie verschluckt und wieder ausgespien
Es beachtet mich nicht
Wie eine alte Frau, die ihre Katze streichelt und Schwerhörigkeit vorschützt
Ich zähle die Möwen
Wenn ich ein Kellner wäre, fragte ich sie:
Hat es Ihnen geschmeckt?
Ich sitze im Malkasten
Zusammengepackt wie ein Schneeball
Und zergehe in meiner Schwärze
„Du bist eine Welle“
Sagte Ahrenshoop zu mir
Während es das Meer am Ohr zog
„Du kamst aus dem Nichts
Der Wind trieb dich hierher
Du wuchsest, bis du glaubtest, du seist frei
Du nahmst Boote, Möwen und Strohhalme mit
Du dachtest, du seist stark
Schäumtest eine schwere Gischt auf
Und tanztest
Du erhobst dich, zogst dich zurück
Und schwollst wieder an
Bis du mich schließlich erreicht hast, schwach und alt
Eine Welle, die an meinem Strand stirbt und verschwindet“
Dieser Text erschien zuerst auf weiterschreiben.jetzt.
Dieser Text wurde von Lilian Pithan übersetzt.