Der erste Anne-Klein-Frauenpreis der grünnahen Heinrich-Böll-Stiftung geht an Dr. Nivedita Prasad.
Der Preis wird bei einem Festakt am 2. März 2012, 19 Uhr, in Berlin überreicht.
Er ist mit 10.000 € dotiert: www.boell.de/annekleinfrauenpreis
In der Begründung der Jury heißt es:
„Dr. Nivedita Prasad engagiert sich seit vielen Jahren für Frauen- und Menschenrechte. Mutig und entschlossen macht sie Frauenhandel und Gewalt gegen Frauen öffentlich, streitet für Strafverfolgung und Rechtsetzung. Sie kämpft gegen Rassismus und vor allem gegen Gewalt gegen Migrantinnen.
Sie greift Tabuthemen wie „moderne Sklaverei“ und Arbeitsausbeutung mit Fokus auf Frauen in „haushaltsnahen Dienstleistungen“ auf. Sie ist eine der wenigen, die sich persönlich um die Opfer von Menschenhandel kümmert.
Gegen alle Widerstände setzt sie mit ihren Mitstreiterinnen in der Beratungsstelle „Ban Ying“ Maßstäbe für die rechtliche Anerkennung und Entschädigung der Opfer und für die Strafverfolgung der Täter ein. Auch aufgrund der Beharrlichkeit von Frau Dr. Prasad und einer Beschwerde beim UN-Frauenrechtsausschuss hat das Auswärtige Amt bereits 2003 Mindeststandards für die Beschäftigung von Hausangestellten von Diplomaten, darunter einen Mindestlohn, festgelegt.
Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung und Juryvorsitzende: „Die Jury des Anne-Klein-Frauenpreises der Heinrich-Böll-Stiftung zeichnet Dr. Nivedita Prasad für ihren kontinuierlichen Einsatz für Menschenrechte aus. Ganz im Sinne Anne Kleins kombiniert sie praktische Hilfe für Frauen mit der Durchsetzung ihrer Rechte. Sie ist ein Mut machendes Vorbild für viele Aktivistinnen, die sich insbesondere für Frauenrechte in der Migration einsetzen.“
Die Preisträgerin:
Dr. Nivedita Prasad ist 1967 in Madras/Indien geboren worden. Sie hat an der FU Berlin Sozialpädagogik studiert und an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zum Thema: „Gewalt gegen Migrantinnen und die Gefahr ihrer Instrumentalisierung im Kontext von Migrationsbeschränkung“ promoviert.
Dr. Nivedita Prasad hat seit Beginn ihres Berufslebens sowohl in der feministischen Praxis als auch in der universitären Lehre gearbeitet und publiziert. In allen Arbeitsfeldern hat das Thema „Gewalt gegen Migrantinnen“ sie begleitet. So hat sie zunächst zu „Migrantinnen und sexualisierte Gewalt“ publiziert und Präventionsmodelle entwickelt, die im deutschsprachigen Raum bis heute einzigartig sind. Sie ist Dozentin und Aktivistin gleichermaßen, die wie kaum eine andere Theorie und Praxis miteinander ins Verhältnis setzt und sich u.a. menschenrechtlichen Ansätzen in der Sozialarbeit widmet.
Als freiberufliche Dozentin und Publizistin entwickelt sie u.a. Konzepte zur Integration von Menschenrechten an Hoch- und Fachhochschulen und in der Praxis der Sozialarbeit. Sie hat zahlreiche Aufsätzen und Bücher veröffentlicht.
Ein Porträtfoto kann kostenfrei hier heruntergeladen werden:
http://flic.kr/s/aHsjxmJbnH
Zum Veranstaltungsbericht:
Dossier
Weltwirtschaft ganz privat
Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt den diesjährigen Anne-Klein-Frauenpreis an eine mutige Vorkämpferin gegen die Ausbeutung von Migrant/innen in haushaltsnahen Dienstleitungen, an die Frauenrechtsaktivistin Dr. Nivedita Prasad. Die Vergabe des Preises versteht die Heinrich-Böll-Stiftung als eine politische Stellungnahme. Der Preis soll durch die mit ihm verbundene Aufmerksamkeit, finanzielle Unterstützung und politische Anerkennung helfen, die feministischen und frauenpolitischen Anliegen der Preisträgerin voranzubringen. Somit versteht die Heinrich-Böll-Stiftung die Ehrung Nivedita Prasads auch als Ansporn an sich selbst, sich verstärkt mit dem Thema Transnationaler Care-Ökonomie in Verbindung mit Menschenrechten, Menschenhandel, Frauenhandel, Arbeitsmigration auseinanderzusetzen.
Im Folgenden finden Sie als einen Aufschlag dazu, eine Sammlung von Texten zu Aspekten des Themas, zu Flüchtlingsfrauen und ihrem langen Weg zur Chancengleichheit, "neue Dienstmädchen" im Zeitalter der Globalisierung und der Globalisierung von Pflegearbeit, die in anderen Zusammenhängen bereits veröffentlicht worden sind. Ergänzt ist die Sammlung durch einen Aufsatz der Preisträgerin selbst zu Gewalt und Rassismus als Gesundheitsrisiko für Migrantinnen. mehr»