„Man darf ja Frauen nicht mal mehr ein Kompliment machen. Wenn Frauen einen Mini-Rock tragen, wollen sie doch angemacht werden.“

Sexismus ist klar definiert, es geht um Ungleichbehandlung und Abwertung aufgrund von Geschlechterstereotypen. Frauen im Minirock oder mit weitem Ausschnitt sind keine einheitliche Gruppe, die alle gleichermaßen etwas Bestimmtes wollen.

Richtig ist: Man kann problemlos Komplimente machen, ohne abwertend oder sexistisch zu sein. Sexismus ist klar definiert, es geht um Ungleichbehandlung und Abwertung aufgrund von Geschlechterstereotypen. Frauen im Minirock oder mit weitem Ausschnitt sind keine einheitliche Gruppe, die alle gleichermaßen etwas Bestimmtes wollen.

Hintergrund: In den Medien und insbesondere im Zuge von #MeToo wurde in den letzten Jahren immer wieder hitzig und weltweit über Sexismus diskutiert. Dabei entstand zum Teil der Eindruck, es gehe darum, einzelne Menschen für ihr Fehlverhalten an den Pranger zu stellen. Von Akteur*innen wie der christlich-fundamentalistischen Publizistin Birgit Kelle wurde zudem nahegelegt, Feministinnen wollten Männern das Leben schwermachen. Frauen müssten nur „die Bluse zumachen“ oder keinen Minirock tragen, dann würde sich das Problem von alleine lösen. Es ist eine verbreitete Haltung unter antifeministischen oder Anti-Gender-Stimmen, dass Frauen sich einfach zurückhaltend verhalten sollten, wenn sie in Ruhe gelassen werden wollen.

Sexismus bzw. Belästigung sind allerdings keine Frage des Outfits oder des Aussehens. Frauen werden mit abwertenden Bemerkungen in vielen Situationen konfrontiert, und sie werden unabhängig von Aussehen oder Alter belästigt. Die Kritik an sexistischem Verhalten richtet sich deshalb nicht nur gegen individuelles Fehlverhalten. Vielmehr geht es um die Frage, wie Geschlechterstereotypen, also gesamtgesellschaftliche Überzeugungen davon, welche positiven und negativen Eigenschaften Frauen oder Männer vermeintlich besitzen, entstehen und sich durchsetzen.

Ist dieses oder jenes Verhalten noch okay oder schon sexistisch?[27] Die Unsicherheit, die sich aufgrund von Sexismus-Debatten verbreitet, ist ein Zeichen dafür, dass Menschen beginnen, über ihr Verhalten nachzudenken. Oft entsteht Verunsicherung gerade aus dem Wunsch und dem Anspruch heraus, sich nicht sexistisch verhalten zu wollen. Die wenigsten Menschen würden von sich behaupten, Sexist oder Sexistin zu sein. Entsprechend abwehrend reagieren viele, wenn eine ihrer Handlungen oder Äußerungen als sexistisch bezeichnet wird. Doch ohne Sexismus zu benennen, ist es nicht möglich, gemeinsam auf eine sexismusfreie Gesellschaft hinzuarbeiten.

[27] Behauptungen und Fakten gegen Sexismus: https://www.rosalux.de/publikation/id/8932/ist-doch-ein-kompliment-1/

"Gender raus!" Angriffe gegen Feminismus, Gleichstellungspolitik, sexuelle Selbstbestimmung und Geschlechterforschung haben stark zugenommen. Das vorliegende Dossier gibt Anregungen, wie Behauptungen richtiggestellt werden können.

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