Seit dem Jahr 2000 steht der Soldatenberuf im deutschen Militär auch Frauen uneingeschränkt offen. Heute sind rund 7 Prozent der Bundeswehrsoldaten weiblich, im Sanitätsdienst 30 Prozent. Damit liegt Deutschland im Vergleich zu anderen Nationen im Mittelfeld: In Israel sind etwa 32 Prozent der Militärs Frauen, in den USA und Russland rund 15 Prozent. In Kanada sind es knapp 12, in Frankreich, Belgien, Großbritannien und den Niederlanden etwa 10, in Spanien und Portugal 6, in Norwegen 5, in Dänemark 3, in Italien und der Türkei etwa 1 Prozent.
Dennoch steht das weibliche Geschlecht in keiner Armee der Welt auf gleicher Ranghöhe wie das männliche. Die Abwertung weiblicher Soldaten erfolgt auf vielen symbolischen und realen Ebenen. Besonders perfide sind sexuell eingefärbte Angriffe: sexistische Witze, Grabschereien, Belästigungen, Beleidigungen, Vergewaltigungen. In praktisch allen Armeen sind sexuelle Übergriffe auf Frauen - und auch auf Männer, die nicht dem gängigen Männlichkeitsmuster entsprechen - weit häufiger als im Zivilleben. Offenbar ist dort der soziale Druck, sich als „männlich-wehrhaft“ zu beweisen, indem man(n) Frauen abwertet, noch viel größer als im Zivilleben. In einer Umfrage von 1995 gaben mit 55 Prozent über die Hälfte aller befragten US-Soldatinnen an, sexuell belästigt worden zu sein, bei den Männern waren es 14 Prozent. Allerdings ist die Dunkelziffer sehr hoch, weil die wenigsten Fälle vor Gericht landen. In Kriegen, auch im „War on Terror“, nehmen die Fälle regelmäßig zu. Nach Recherchen der US-Professorin Helen Benedict wurde von den fast 200.000 Soldatinnen, die seit 2001 im Mittleren Osten im Einsatz waren, fast drei Viertel von ihren Kameraden sexuell belästigt und beinah ein Drittel vergewaltigt.
Quellen:
Karin Gabbert, Gleichstellung – zu Befehl!, S.33, Campus 2007;
Seifert, Ruth, Eifler, Christine: Gender und Militär, Internationale Erfahrungen und Probleme, S. 24 f, Ulrike Helmer Verlag 2003;
Tagesspiegel vom 3.6.2008