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"Hauen Sie einen raus" - Renate Künast hilft beim nächsten Hass-Kommentar

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Renate Künast hat eine Netiquette für Hass-Kommentare veröffentlicht.

Mit Humor und Anwälten geht die Politikerin gegen die Trolle im Netz vor. Zur Nachahmung empfohlen.

(im Original erschienen auf der Facebookseite von Renate Künast)

Hallo,
Sie wollen mir einen Hass-Kommentar schicken? Sich mal so richtig auskotzen? Vielleicht weil ich in einer Talkshow nicht das erzählt habe, was Sie hören wollten? Oder weil Ihnen meine Politik nicht passt? Oder weil Sie meine Frisur nicht mögen?
Sie wissen aber noch nicht genau, was Sie schreiben sollen? Oder Sie haben eine ausgeprägte Rechtschreibschwäche? Dann gebe ich Ihnen hier ein paar Hinweise, die Ihnen das Schreiben und mir das Lesen erleichtern:

1. Grußformel
Die meisten Hass-Kommentare kommen ganz ohne Anrede aus. Tun Sie sich keinen Zwang an. Manche schreiben auch „Frau Künast!" und manche bringen den immer wieder neuen Witz und nennen mich „Frau Knast". Alles ist möglich. Sie können mich aber jederzeit auch mit „Sehr geehrte Frau Künast" anreden.

2. Inhalt
Hauen Sie einen raus. Seien Sie kreativ. Hier ein paar Dinge, die fast noch niemand geschrieben hat:
- „Pfui!!!!", „Unerträglich!!!!!", „Peinlich!!!!!!", „Sie sollten sich schämen!!!!!!!"
- „Wenn ich die schon sehe!"
- „Früher habe ich mal die Grünen gewählt, spätestens jetzt sind sie unwählbar!"
- „Es wird bald Prozesse für Politiker (sic!) wie dich geben!"
- „Noch schlimmer als die Roth!"
- „Nie wieder Grün!"
- „Und das von meinen Steuergeldern!"
- „Dumm wie Brot!"
- „Zieh die Schuhe aus!"
- „Armes Deutschland"
- „Lern erst mal Türkisch!"
- „Volksverräterin!"
- „Wie war das noch mit Lincoln und Washington?"
Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten. Schauen Sie sich die Kommentare Ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger an. Kopieren Sie es einfach. Hauptsache, es geht Ihnen danach besser.

3. Stil
Sparen Sie nicht an Ausrufezeichen. Schreiben Sie einzelne Worte, Sätze oder gleich den gesamten Kommentar ruhig in Versalien.

4. Soziales
Sie werden bestimmt einige Likes bekommen. Je früher Sie posten, desto wahrscheinlicher ist das. Sehen Sie das als Bestätigung und liken Sie dafür die Hass-Kommentare der anderen. Solche Gruppenerfahrungen bei gleichzeitiger Einsamkeit daheim kann ich Ihnen dank meines facebook-Profils kostenlos anbieten.

5. Konsequenzen
Sie brauchen die großen Worte nicht zu scheuen. Denn Sie wissen: Ich stelle zwar regelmäßig Strafanzeigen wegen Beleidung und Volksverhetzung, die Ermittlungsbehörden verfolgen Ihre Taten aber nur vereinzelt und stellen die Verfahren rasch ein. 
Trotzdem kann es unangenehm sein, wenn gegen Sie ermittelt wird. Erst kürzlich bekam ich diese E-Mail:
***
hallo frau kühnast
wie ich heute erfuhr ,haben Sie mich wegen Beleidigung in Ihrer
facebookseite angezeigt.
natürlich war meine Wortwahl Ihnen gegenüber nicht richtig und total
überzogen und deshalb entschuldige ich mich auch in aller form deswegen .was
mich bei diesem beitrag geritten hatte kann ich jetzt nicht mehr
nachvollziehen denn ich finde diesen beitrag nicht mehr.
es war denke ich mal ein beitrag zur aktuellen Flüchtlingsdiskussion und in
der aufgeheizten Stimmung bin ich wohl weit über das ziel
hinausgeschossen...er Ermittlungsbehörde habe ich in meiner Stellungnahme
mitgeteilt das ich den Tatbestand zugebe und ich mich bei Ihnen
entschuldigen werde...
das ist mir jetzt eine Mahnung zurückhaltender in den sozialen medien zu
sein.eine Geldbuße werde ich wohl leisten müssen.
mfg n bxxx
***

Viel Freude und emotionale Erleichterung beim Schreiben wünscht
Renate Künast