Geschlechterdemokratie als Vision und Organisationsprinzip

Geschlechterdemokratie hat die Vision, Demokratie zwischen allen Geschlechtern herzustellen, und zwar nicht nur durch formale Gleichheit, sondern durch die Anerkennung von Verschiedenheit auf der Basis gleicher Rechte und Möglichkeiten. Geschlechterdemokratie ist ein Leitbild und Organisationsprinzip, das geschlechtliche Hierarchien und starre Geschlechterrollen, die in gesellschaftlichen Einrichtungen und Organisationen strukturell „eingefroren“ sind, aufbrechen und verändern will.

Geschlechterdemokratie in der Heinrich-Böll-Stiftung

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Prämissen einer geschlechterdemokratischen Organisationsform

Geschlechterdemokratie ist kein Fernziel, sondern hier und heute realisierbar. Ob eine Umgestaltung erfolgreich war oder ob eine Gruppe, Organisation oder Gesellschaft geschlechtergerecht ist, lässt sich an der Erfüllung der folgenden Voraussetzungen messen:

  • Es besteht eine anerkannte Vielzahl von geschlechtlichen Identitäten und nicht allein die Bipolarität Mann/Frau.
  • Jeder Mensch hat die Chance, unabhängig von Geschlechtszuschreibungen Beziehungen zu gestalten, die nicht durch geschlechtsspezifische Macht- und Herrschaftsmechanismen gekennzeichnet sind.
  • Die symbolische Geschlechterordnung erkennt eine Vielzahl von Leitbildern und Lebensentwürfen an. Sie werden als gleichwertig betrachtet und sind nicht von Ausgrenzungen, Stereotypen und Klischees über „die“ Männer und „die“ Frauen geprägt.
  • Chancengleichheit ist unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit.  Gesellschaftliche Verhältnisse werden nicht durch patriarchale Strukturen bestimmt, daher gibt es keine Zuweisung von Positionen, Arbeit oder Macht über das Geschlecht.

Veränderung von Politik und Gesellschaft durch eine neue Geschlechterordnung

Geschlechterdemokratie muss auf allen Ebenen - der politisch-gesellschaftlichen, der Organisationsebene und auf der Ebene der handelnden Personen - umgesetzt werden. Das heißt auch, sich auf der gesellschaftlichen und persönlichen Ebene vom dominanten Strukturierungsmuster einer „hegemonialen Männlichkeit“ zu verabschieden, das für Karrieremuster und Hierarchie vieler Unternehmen und Institutionen nach wie vor prägend ist. Da Geschlechterordnungen wesentliche Strukturierungsmerkmale von Politik und Gesellschaft sind, beinhaltet die gleiche Teilhabe von Frauen und Männern an politischen Entscheidungsprozessen und der gleiche Zugang zu Ressourcen damit auch eine Veränderung der bestehenden Machtverhältnisse [s. Männerpolitik sowie Gender Mainstreaming].