Fachgespräch: Militarisierte Männlichkeit in (post-)Konfliktregionen
Strategien und Handlungskonzepte für Gegenentwürfe
Das Fachgespräch in Kooperation mit medica mondiale und dem Frauensicherheitsrat fand am 18. Mai 2011 statt
In krisenhaften Gesellschaften und bei bewaffneten Konflikten verändern sich unter anderem Anforderungen und Tätigkeitsfelder von Frauen und Männern und damit ihre Beziehungen zueinander. Dies geht zum Teil mit Identitätskonflikten einher und kann insbesondere bei Männern dramatische Auswirkungen haben. Wenn diese ihre gewohnten, traditionell hegemonialen Geschlechterrollen nicht mehr ausfüllen können, droht die Gefahr, dass sie das Konzept militarisierter Männlichkeit ausagieren. Damit steigt ihre Bereitschaft, nach außen bewaffnet gegen "Feinde" bzw. Schwächere vorzugehen, nach innen richten sie die Gewalt vor allem gegen Frauen und Kinder, aber auch gegen unterlegene Männer. So versuchen diese Männer sich weiterhin als „richtige“ Männer zu erweisen.
Bisherige (inter)nationale Interventions- und Konfliktlösungsstrategien und Konzepte zur Beendigung bewaffneter Konflikte und Kriege haben diese Probleme in der Regel nicht im Blick und sind nicht nachhaltig wirksam. Zudem zeigt der Anstieg von Prostitution, Frauenhandel und Vergewaltigungen im Umfeld fast aller internationalen Einsätze, dass männliche UN- oder EU-„Peacekeeper“ ähnlich hegemoniale Männerbilder vertreten.
Das Fachgespräch zielte darauf ab, diese Problematik vertieft zu erörtern und anhand von Projektbeispielen aus der Subsahara-Region Gegenstrategien und Maßnahmen zum Abbau militarisierter Männlichkeitskonstrukte zu entwickeln.
Referent_innen:
Andrea Böhm
Chris Dolan
Patrick Godana
Monika Hauser
Sprache:
deutsch/englisch mit Simultanübersetzung
Fotos der Veranstaltung
Gewaltförmige Konflikte und Konfliktprävention
Gewaltförmige Konflikte und Kriege haben vielfältige Hintergründe. Bei der Ursachenanalyse wird aber ein wesentlicher Faktor meist außer Acht gelassen - die geschlechterpolitische Dynamik. Der Blick auf die Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern ist jedoch ebenfalls wichtig, um zu verstehen, wie Krisen und Kriegen entstehen, wie sie verhindert werden können und ein nachhaltiger Frieden erreicht werden kann. Frieden ist mehr als nur Abwesenheit von Krieg. Eine geschlechtergerechte und gewaltfreie Gesellschaft ist nicht durch Militär zu verwirklichen, sondern durch zivilgesellschaftliche Formen der Konfliktregulierung, vor allem durch Prävention. Dabei spielt die Geschlechterfrage eine wichtige Rolle.
Gut zu Wissen
- Gender als politische und analytische Kategorie
- Opfer von Kriegen und bewaffneten Konflikten
- Geschlechterindikatoren für Konfliktprävention
- Sozialen Status von Frauen subversiv ausnutzen
- Befreiungsbewegungen und Geschlechterkampf
- Terrorismus und »War on Terror«
- Gewaltmärkte und neue Gewaltakteure
- Soldatinnen als Täterinnen
- Soldatinnen als Opfer
- Gender Mainstreaming
- Gender Mainstreaming in Bosnien
- Zivil-militärische Zusammenarbeit CIMIC
- Israelische Wehrdienstverweigerer
- Hegemoniale Männlichkeit
- Das Konzept der menschlichen Sicherheit
- Sexualisierte Gewalt im Ostkongo