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Im Fokus der Medien: Berichterstattung zu sexualisierter Gewalt in Krisen- und Konfliktregionen

Lesedauer: 4 Minuten
Kosovar_innen auf der Flucht
Teaser Bild Untertitel
Im Kosovokrieg wurde mit den Bildern weiblicher Überlebender Politik betrieben

Fachgespräch

Fachgespräch und Abendveranstaltung des Gunda-Werner-Instituts in der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Deutschen Journalistinnenbund e.V.

Fachgespräch Dienstag, 29. Oktober 2013

Mit:     

Vesna Kesic, Journalistin, Expertin zu Medien und Kriegsverbrechen, Kroatien
Lejla Turcilo, Politikwissenschaftlerin, Universität Sarajevo, Expertin zu Theorie der Massenmedien, Medien und Politik
Zu: „Berichterstattung zu genderbasierte Gewalt am Beispiel Ex-Jugoslawien“

Andrea Nachtigall, Katholische Hochschule für Sozialwesen, Berlin*
Zu: „Embedded journalism – embedded feminism: Welche Rolle spielt genderbasierte Berichterstattung für die Legitimation bzw. Delegitimation von kriegerischer Gewalt?“

Judith Raupp, Journalistin und Medientrainierin (heal Africa)
Zu: „Berichterstattung zu genderbasierte Gewalt am Beispiel DRC“

Moderation:
Gitti Hentschel, Gunda-Werner-Institut (GWI)
Nicola Popovic, Kommunikations- und Trainingsexpertin für Gender und Sicherheitspolitik, Berlin

Medien spielen in westlichen Gesellschaften eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, für Kriegseinsätze öffentliche Akzeptanz zu schaffen, sie zu legitimieren oder abzulehnen. Dabei richtet sich die politische und mediale Aufmerksamkeit seit einigen Jahren verstärkt auf sexualisierte Gewalt in Konflikten.

Kriegsberichterstatter_innen werden gezielt von den konfliktaustragenden Parteien mit einseitigen Informationen versorgt. Sie sind mit Stereotypisierungen, Polarisierungen und unterschiedlichen Feindbildern konfrontiert. Diese Form des Journalismus wird spätestens seit dem Irakkrieg als «embedded journalism» und besondere Instrumentalisierung der Medien problematisiert. So wurden die Massenvergewaltigungen in Bosnien in den 1990er Jahren zur Legitimation der westlichen Militärintervention herangezogen. In Anlehnung an «embedded journalism» nennt Krista Hunt diese Strategie «embedded feminism».

Im Fachgespräch sollen, unter Berücksichtigung historischer Entwicklungen, aktuelle Kriegsberichterstattungen zu sexualisierter Gewalt im Kontext bewaffneter Konflikte diskutiert und Grundlagen und Bedingungen einer gendersensiblen Kriegsberichterstattung geklärt werden. Der Fokus liegt zum einen auf der westlichen, aber auch regionalen Berichterstattung über Massenvergewaltigungen, vor allem im Bosnienkrieg der 1990er Jahre als Auslöser öffentlicher Aufmerksamkeit. Zum anderen geht es aktuell um die sexualisierten Gewaltexzesse in der Demokratischen Republik Kongo.

An Beispielen aus Ex-Jugoslawien und DR Kongo sollen in je einer FachrundeUrsachen und Folgen im Spannungsverhältnis von Tabuisierung und Dramatisierung sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten analysiert werden, und zwar entlang der Dichotomie von Frauen als Opfer und Männer als Täter. Zudem werden Ansprüche und Erwartungen an die Kriegsberichterstattung erörtert mit besonderer Betonung ziviler Aspekte und der Auswirkungen auf Opfer sexualisierter Gewalt. Schließlich sollen Handlungsempfehlungen für eine gendersensible und friedensfördernde Berichterstattung formuliert werden.

Das Fachgespräch richtet sich in erster Linie an eine Fachöffentlichkeit aus Medien, aber auch an Vertreterinnen aus Institutionen wie Polizei, Militär, Politik und an NGOs, die in diesem Themenfeld arbeiten.

*angefragt

Teilnahme nur nach persönlicher Einladung.

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Öffentliche Abendveranstaltung, 18.00 Uhr

Zweites Medienlabor des Journalistinnenbund e.V. in Kooperation mit dem Gunda-Werner-Institut

 

Thema »Frauen in der Krisenberichterstattung«

Mit:

Carolin Emcke, Reporterin (u.a. „Die Zeit“), Berlin
Susanne Fischer, Institute for War and Peace Reporting) Beirut
Ursula Meissner, Fotografin, unter anderem in Libyen und Afghanistan
Esther Saoub, SWR, ehemalige Leiterin des ARD-Hörfunkstudios Kairo
Jenny Schenk, WDR, Kamerafrau, ARD-Studio Moskau, ehem. ARD-Fernsehstudio Nairobi
Birgit Virnich, WDR, ehemalige ARD-Fernsehkorrespondentin für Ost- und Westafrika

Moderation: Helga Kirchner, Ex-Chefredakteurin des WDR-Hörfunks

Immer mehr Frauen sind in Kriegs- und Krisengebieten als Reporterinnen oder Fotografinnen im Einsatz. Im zweiten Medienlabor des Journalistinnenbunds wollen wir mit namhaften Krisenberichterstatterinnen über ihre Erfahrungen sprechen. Was beobachten sie? Berichten sie anders als ihre männlichen Kollegen? Welche Themen fallen ihnen auf? Im Jugoslawien-Krieg waren es Journalistinnen, die als erste darauf aufmerksam machten, dass Massenvergewaltigungen gezielt als Kriegstaktik eingesetzt wurden. Wie bereiten sie sich auf solche Einsätze vor? Wie sind ihre Arbeitsbedingungen in den Einsatzgebieten? Welche Rolle spielt der Alltag für Frauen im Krieg? Wie wirken sich die technologischen Veränderungen auf die Krisenberichterstattung aus? Welche Haltung nehmen die Reporterinnen ein? Wie ist die Anbindung an die Heimatredaktionen? Was zieht die Reporterinnen in die Krisengebiete? Wie verarbeiten sie das Erlebte? Welche professionelle Betreuung gibt es für Journalistinnen und Journalisten, die aus Krisengebieten zurückkehren


Die Abendveranstaltung wird per Livestream übertragen:
www.Gunda-Werner-Institut.de