Dossier

Leipziger Autoritarismus-Studie

Fokus Antifeminismus

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In der Leipziger Autoritarismus Studie wird seit 2002 alle zwei Jahren in einer repräsentativen Erhebung die rechtsextreme Einstellung in Deutschland untersucht. Federführend ist dabei die Leipziger Arbeitsgruppe um Elmar Brähler und Oliver Decker. Seit 2016 ist die Heinrich-Böll-Stiftung eine der Kooperationspartner*innen. Seit 2020 wird auch untersucht, welche Rolle antifeministische und sexistische Einstellungen, Ressentiments und Haltungen bei autoritären Einstellungen spielen und wie Antifeminismus als antimoderne Brückenideologie fungiert.

Über die Jahre entwickelten sich die Studie zu einem vielbeachteten Barometer politischer Einstellung in Deutschland. Die gewonnenen Daten und die sozialpsychologischen Analyse der Studienreihe der Universität Leipzig sind heute zur bundesweiten Grundlage der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus geworden.

Autoritarismus - was ist das nochmal?

Unter Autoritarismus versteht man nach dem deutschen Soziologen Theodor W. Adorno eine Persönlichkeitsstruktur von Individuen, die sich durch eine antidemokratische und antipluralistische Einstellung auszeichnen. Typischerweise bevorzugen Menschen mit diesen Charakteristika feste Hierarchien und pauschalen Gehorsam. Eine gewisse Obrigkeitshörigkeit ist häufig. Autoritäre Persönlichkeiten sind gleichzeitig dominant und unterwürfig: Einerseits fordern sie eine strikte Unterordnung unter Ranghöhere, andererseits herrschen und unterdrücken sie selbst und legen gegenüber schwächeren oder als "minderwertig" empfundenen Personen ein abwertend-aggressives Verhalten an den Tag.

Vereint im Ressentiment: Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen

Autoritarismus Studie 2024

Die Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 analysiert die Entwicklung autoritärer und rechtsextremer Einstellungen in Deutschland. Sie zeichnet ein empirisches, facettenreiches Bild von Ansichten, Werten und Stimmungen in der Bevölkerung. 

Wie haben sich rechtsextreme und autoritäre Einstellungen in Deutschland im Jahr 2024 verändert? Nehmen Vorurteile und Ressentiments in unsicheren Zeiten wieder zu? Und wie stehen die Deutschen aktuell zur Demokratie? Die Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 kann als repräsentative Langzeiterhebung die Entwicklungen der Einstellungen im Zeitverlauf aufzeigen und Erklärungen bieten.

 

 

Zur Studie als Download

5. Kapitel: Antifeminismus und Antisemitismus – eine autoritär motivierte Verbindung

S. 161 - 178 in der Studie 2024

"Antifeminismus und Transfeindlichkeit sind gegenüber Sexismus stärker politisch aufgeladen. Diese in einer Gruppe der Gesellschaft weit verbreiteten Abwehrhaltungen besitzen eine große Bedeutung für die Vertreter der extremen Rechten und ihre Wahlkampagnen. Feministen und Transpersonen werden als ein zentrales Feindbild aufgebaut, auch weil sich damit Wähler mobilisieren lassen. Fast drei Viertel der Wähler der AfD zeigen eine geschlossen transfeindliche Einstellung, vergleichbare Werte finden sich entlang der politisch-ideologischen Selbsteinschätzung (rechts bis rechts außen). Antifeministische Einstellungen treten sowohl einzeln als auch in Verbindung mit antisemitischen Ressentiments auf. Zu Letzteren finden sich statistisch bedeutsame Beziehungen und zugleich eine beachtliche Varianz. Politisch-ideologisch gibt es unter Personen mit einem antifeministischen Weltbild auf der rechten Seite des politischen Spektrums erheblich stärkeren Zuspruch zu tradiertem und sekundärem Antisemitismus, während postkolonialer Antisemitismus und antisemitischer Antizionismus bei linken Antifeministen besonders hoch im Kurs stehen. Nimmt man eine Typisierung der unterschiedlichen Zusammensetzungen von Antifeminismus und Antisemitismus vor, wird eine Differenzierung deutlich." (S. 175-176, Kapitel 5)

Autor*innen: Fiona Kalkstein, Gert Pickel & Johanna Niendorf

Antifeminismus und Geschlechterdemokratie

Autoritarismus Studie 2022

Kapitel 8: Antifeminismus und Geschlechterdemokratie

Kapitel 8 Antifeminismus und Geschlechterdemokratie

Cover der Leipziger Autoritarismus Studie 2022

Im Kapitel 8 "Antifeminismus und Geschlechterdemokratie" der Leipziger Autoritarismus Studie 2022 untersuchen Fiona Kalkstein, Gert Pickel, Johanna Niendorf, Charlotte Höcker und Oliver Decker die Ergebnisse der Studie im Hinblick auf antifeministische Tendenzen. Die klare Botschaft ist: antifeministische Einstellungen haben deutlich weiter zugenommen.

Download des Kapitel 8.

Zwischen Tradition und Moderne

Autoritarismus Studie 2020

Frauen in neuen rechten Gruppierungen

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Zwischen Tradition und Moderne

Auswertungen von Wahlnachbefragungen zeigen, dass die geschlechterpolitischen Positionen der AfD für die männliche und weibliche Wählerschaft nicht wahlentscheidend sind. Und das, obwohl diese Themen weit oben auf der Agenda der Partei und neuer rechter Gruppierungen in ihrem politischen Vorfeld stehen.