Die Freundschaft zur Welt nicht verlernen - Texte für Christina Thürmer-Rohr
« Ich plädiere also für diese ganze verrottete Gegenwart. Sie ist unsere einzige Gelegenheit. Sie ist das Leben, das wir haben. Sie und keine andere birgt den Stoff, um unsere Kräfte zu entwickeln. »
Christina Thürmer-Rohr, Vagabundinnen
Gegenwart ist Verantwortung, hier mische ich mich ein – in diesem Sinne macht Christina Thürmer-Rohr Mut zum Handeln. Dabei nicht geblendet zu sein, die Kraft zum Dechiffrieren zu behalten, weil wir Mittäterinnen bleiben und verstrickt sind in dem Unrecht auf der Welt, mit der Zerstörung der natürlichen Produktivität dieser Erde, das ist eine Facette, die ich auch durch Christina Thürmer-Rohrs Bücher gelernt habe: « [U]nsere Mittäterschaft entlarvt sich in dem Maße, wie wir die gegenwärtige Zeit nicht erfassen. » Wie könnten wir das auch, angesichts von zahllosen Kriegen, menschlicher Brutalität und einer Zerstörungskraft, die die natürlichen Grundlagen unserer Erde weiter vernichtet?
« Die Freundschaft zur Welt nicht verlernen » ist eine der Antworten die wir als Heinrich-Böll-Stiftung zu geben versuchen. Dieser Titel ist der Auftakt einer Reihe des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie, mit der außergewöhnliche, queerdenkende Feminist_innen gewürdigt werden sollen.
Das Gunda-Werner-Institut ist der feministische Leuchtturm der Stiftung: Seit knapp zehn Jahren ist es Laboratorium und Plattform für feministische Debatten und Visionen. Es bringt feministische Debatten verstärkt in die Öffentlichkeit, klärt über antifeministische Bewegungen auf, tritt für reproduktive Rechte und eine postmigrantische Gesellschaft ein und arbeitet gegen jedwede gender-basierte Gewalt an.
Christina Thürmer-Rohr zählt bis heute zu den einflussreichsten feministischen Denker*innen im deutschsprachigen Raum. Für mich persönlich, wie auch für die feministischen Perspektiven der Stiftung war sie immer Quelle für Inspiration und kritischen Diskurs. Und so freuen wir uns sehr, dass wir anlässlich ihres 80. Geburtstags diese Anthologie präsentieren können. Wir gratulieren von Herzen! Und bedanken uns gleichzeitig ganz herzlich für die wunderbare Kooperation bei der Erstellung dieser Hommage.
Unser großer Dank geht auch an Sabine Hark. Die Soziologin, Feminist_in und Mitherausgeberin der Zeitschrift feministische studien war sofort und mit vollem Engagement bereit, mit uns diese Publikation zu realisieren.
Berlin, im November 2016
Barbara Unmüßig
Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
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Inhaltsverzeichnis
7 Vorwort
9 Freundschaft wider die Feindschaft – Eine Einleitung von Sabine Hark und Ines Kappert
13 Welt lesen – Sabine Hark
19 Ichnah – Gerd Conradt
23 Ein Ort für Vagabundinnen – Claudia Koppert
27 Die Freundschaft zur Welt nicht verlernen – Ein Gespräch mit Christina Thürmer-Rohr, Sabine Hark und Ines Kappert
39 Wegbegleiterin – Gudrun-Axeli Knapp
43 Verbindung in der Abgrenzung – Nivedita Prasad
47 Querdenken als Hilfe – Herta Kuhrig
51 Meisterin der Freundschaft – Leah Carola Czollek und Gudrun Perko
57 Ich bin eine ihrer vielen politischen Töchter – Carola von Braun
61 Im Rausch des Lernens und Lehrens – Sanchita Basu
65 Die Vorausdenkerin. Eine gedachte Begegnung – Christine Kulke
71 Die Vergangenheit nicht über die Zukunft herrschen lassen – Manfred Kappeler
75 Unerbittliche Arbeit am Begriff – Johanna Gisela Bechen
81 Eleganz des Denkens – Susanne von Falkenhausen
85 Denkerin, Schreiberin, Musikerin und Freundin – Laura Gallati
91 Autor*innen
95 Bildnachweis