Frieden ist mehr als nur Abwesenheit von Krieg. Das Ziel einer geschlechtergerechten und gewaltfreien Gesellschaft ist nicht durch das Militär, sondern durch zivilgesellschaftliche Formen der Konfliktregulierung zu verwirklichen, vor allem durch Prävention. Dabei spielt die Geschlechterfrage eine wichtige Rolle.
Die Frage nach individueller und öffentlicher Sicherheit rangiert in der öffentlichen Wahrnehmung weit vor dem Wunsch nach Frieden und friedvollen gegenseitigen Beziehungen. Menschen oder Staaten reagieren selten rational und gewaltfrei, wenn sie sich bedroht fühlen. Sicherheit scheint also Vorrang vor Frieden zu haben. Daraus folgt für staatliche Politikkonzepte: Sicherheitspolitik kann ohne Friedensstrategien auskommen und erst recht ohne konzeptionell überzeugende Friedenspolitik. Umgekehrt aber benötigt Friedenspolitik ein Sicherheitskonzept. Das muss allerdings nicht militärisch gestützt sein.
Für die Durchsetzbarkeit politischer Sicherheitskonzepte sind subjektive, gesellschaftlich verbreitete Sicherheitsempfindungen von zentraler Bedeutung. Ängste und Friedenswünsche sind historisch geformt und werden von Medien und politischen Interessen stark beeinflusst. Die Wechselwirkung zwischen gesellschaftlicher Wahrnehmung, medialer Aufbereitung, politischem (Re-)Agieren und politischer Legitimation wird an den Anschlägen vom 11. September 2001 deutlich. Sie markierten für viele Menschen in der westlich orientierten Welt einen Wendepunkt in der Bedrohungslage. Dies galt auch für die Diskussion um die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak, die aufgrund der folgenden militärischen Interventionen durch die USA und andere NATO-Länder zu realen Gefährdungen in ihren eigenen Ländern führte.
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