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Israelinnen und Palästinenserinnen gemeinsam für den Frieden

Es war ein informelles und wahrscheinlich auch illegales Treffen. 1988 versammelten sich israelische und palästinensische Frauen erstmals in einem Kloster in Jerusalem, um über den Frieden zu diskutieren. Es sollte nicht bei einer Zusammenkunft bleiben. Die Behörden sahen darüber hinweg, dass die Frauen sich nicht an das Verbot politischer Kontakte zwischen Israelis und Palästinensern hielten.

"Viel zu lange waren Frauen im Friedensprozess außen vor", sagte die Menschenrechtsaktivistin Simone Susskind. "Dabei ist ihre Rolle bei den Verhandlungen essentiell, um Friedenslösungen zu erreichen."

Tatsächlich erarbeitete die informelle Frauengruppe bereits eine Zwei-Staaten-Lösung, als es noch Jahre dauern sollte, bis dieser Ansatz in die offiziellen Friedensgespräche aufgenommen wurde. Der Grundsatz, dass Frauen unbedingt an Strategien zur Konfliktbewältigung und Friedenssicherung beteiligt werden sollten, wurde erst zwölf Jahre später anerkannt, als die Vereinten Nationen am 31. Oktober 2000 die Resolution 1325 verabschiedeten.

"Die Resolution 1325 hat vor allem erreicht, dass Frauen in Konfliktsituationen mehr Aufmerksamkeit zuteil wird", sagte Pam DeLargy vom UN-Bevölkerungsfonds UNFPA. "Es ist selbstverständlich geworden, dass Frauengruppen an Entscheidungsprozessen in ihren Ländern beteiligt werden."

Durch die UN-Resolution ermutigt, gründeten die israelischen und palästinensischen Frauen fünf Jahre später die Internationale Frauenkommission (IWC). Der Mitgliederkreis reicht weit über den Nahen Osten hinaus. Auch die Vorsitzende des UN-Frauenentwicklungsfonds (UNIFEM), Inés Alberdi, die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und die finnische Staatschefin Tarja Halonen engagieren sich in der Kommission.

Die Organisation will in erster Linie die Rolle der Frauen stärken, um ihnen eine größere Teilhabe an den festgefahrenen israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen zu ermöglichen. Auch die Resolution 1325 hat es sich zum Ziel gesetzt, das politische Schattendasein von Frauen zu beenden.

Männer und Machtkampf

In den vergangenen 60 Jahren haben auf beiden Seiten Männer die Sicht auf den Machtkampf geprägt. Raketenangriffe, Selbstmordanschläge, Flüchtlingslager und die Zensur sind in den Vordergrund des Territorialkonflikts gerückt. Frauen haben sich nur in Ausnahmefällen Gehör verschaffen können. Ihre Rolle wurde unterschätzt, obwohl sie Kultur und Gesellschaft zusammenhalten. Sie sind Lehrerinnen, Ärztinnen, Politikerinnen, Künstlerinnen und Leiterinnen von Organisationen.

Sowohl Israelinnen als auch Palästinenserinnen haben Wissen aus Erfahrung geschöpft. Ihnen ist bewusst, was an der Basis gebraucht wird. Sie arbeiten kreativ und zielstrebig, bis sie das erreicht haben, was sie wollen. Frauen verstehen, dass man auch verzeihen können muss, um voranzukommen. Sie sind gebildet und haben es beruflich weit gebracht. Dennoch sind nur wenige Frauen weit genug aufgestiegen, um in den Friedensprozess eingreifen zu können.

Vor den Osloer Abkommen 1993 waren offizielle Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern ein Tabu. Als aber der Friedensprozess in Gang kam und Hoffnung auf eine gerechte Lösung ohne Blutvergießen aufkeimte, akzeptierten beide Seiten direkte Verhandlungen.

Laut Susskind, die sich von der ersten Stunde an für IWC engagiert und in internationalen Ausschüssen sitzt, will die Kommission dafür sorgen, dass auch Gleichstellungsfragen Teil der Friedensgespräche werden. Neben der Forderung nach einem Stopp für den Bau israelischer Siedlungen in den Palästinensergebieten, der Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt beider Staaten und einer einvernehmlichen Beilegung der Flüchtlingsfrage auf der Grundlage der UN-Resolution 194 wollen die Frauen auch erreichen, dass beiden Völkern menschliche Sicherheit und ein Leben in Würde garantiert wird.

Fortschritte und Rückschläge

Trotz bescheidener Fortschritte ist Susskind stolz auf IWC. "Die Frauen unterhalten bei der Arbeit gute Beziehungen zueinander, und sie haben gelernt, auf verschiedenen Ebenen miteinander zu kooperieren", erklärte sie.

In den vergangenen Jahren mussten die Aktivistinnen allerdings auch so manche Rückschläge hinnehmen. Der Krieg im Gazastreifen belastete das beiderseitige Verhältnis stark. Palästinenserinnen weigerten sich plötzlich, mit Israelinnen zu sprechen. Der Zusammenhalt der Gruppe wurde auf eine empfindliche Zerreißprobe gestellt, und IWC stand vor einer ungewissen Zukunft.

Allmählich scheinen die Dinge jedoch wieder ins Lot zu kommen. Im Juni nahmen Vertreterinnen von IWC in Madrid an einer gemeinsam mit UNIFEM ausgerichteten Konferenz teil, die die Rolle von Frauen bei der Suche nach einem nachhaltigen Frieden stärken sollte. Das Treffen endete mit einem gemeinsamen Appell für eine "gerechte und friedliche Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts" und ein Ende der dreijährigen Blockade des Gaza-Streifens.

Die in Ostjerusalem lebende Palästinenserin Mariam Ikermawi, die das lokale Frauenzentrum leitet, ist der Ansicht, dass IWC Frauen eine Stimme gegeben und einen neuen Zugang zu den Friedensgesprächen eröffnet hat. Sie hält der Organisation zugute, dass sie die Frauen als Kräfte des Wandels und nicht als "vergessene Opfer" behandelt. Ikermawi wünscht sich zugleich, dass IWC kein elitärer Zirkel wird und mehr Einwohnerinnen des Nahen Ostens von der Initiative erfahren.

"IWC ist vor allem außerhalb der Region bekannt", sagte sie. "Da es bisher kaum Aktionen auf Grasswurzelebene gab, kennen nur wenige die Leute die Kommission. Leider hat sie zu wenig Einfluss in der israelischen und palästinensischen Gesellschaft." Die größte Herausforderung für IWC bestehe nun darin, ihre Botschaft zu verbreiten.

Anat Saragusti hat IWC mitbegründet und ist außerdem Geschäftsführerin der Organisation 'Agenda – Israeli Centre for Strategic Communications'. Ihrer Ansicht nach hat die Kommission Entscheidungsträger auf der ganzen Welt auf sich aufmerksam gemacht. "Wir treffen uns regelmäßig mit hochrangigen Vertretern der Staatengemeinschaft, um sie für unsere Notlage zu sensibilisieren", betonte sie.

Die Sicht der Frauen auf den Friedensprozess muss nach Meinung von Saragusti unbedingt berücksichtigt werden. Ebenso wichtig sei, den Konflikt auf der politischen Ebene und nicht mit Waffengewalt beizulegen. Die Aktivistin bestand darauf, dass eine gerechte Zwei-Staaten-Lösung auf der Grundlage der Grenzen vor dem Sechstagekrieg 1967 angestrebt werden müsse.

Selbstkritik

Die studierte Juristin, die als erste Fernsehkorrespondentin aus dem Gazastreifen berichtete, spart nicht mit Kritik an den bisherigen Fortschritten von IWC. "Wir haben versagt, es gibt keinen Frieden, und Frauen sitzen nicht mit am Verhandlungstisch", urteilte sie streng. Nachdem die monatelangen direkten Gespräche zwischen beiden Seiten wieder in eine Sackgasse geraten sind, stehe IWC nun vor der großen Aufgabe, die Öffentlichkeit auf beiden Seiten von einer erneuten Annäherung zu überzeugen.

Susskind gab allerdings auch zu bedenken, dass die Organisation noch jung sei und Zeit brauche, um sich zu festigen. "Ich bin davon überzeugt, dass wir fünf Jahre nach unserer Gründung schon besser gerüstet sind", sagte sie. "Wäre ich pessimistisch, würde ich mich nicht mehr für IWC einsetzen."

Mitte September brachte die Kommission ein neues Papier in Umlauf, um die israelisch-palästinensischen Verhandlungen wieder in Gang zu bringen. Darin wird abermals betont, dass die Perspektiven von Frauen unbedingt bei den Gesprächen berücksichtigt werden sollten. (Okt. 2010)

 

Deutsche Bearbeitung des Artikels: Corina Kolbe/IPS Inter Press Service Deutschland [http://ipsnews.net/] Der Beitrag ist Teil eines Kooperationsprojekts der PeaceWomen Across the Globe (PWAG), des deutschen Frauensicherheitsrats, der OWEN-Mobile Akademie für Geschlechterdemokratie und Friedensförderung und des Global Corporation Council, dem Träger von IPS Deutschland.

 
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Krisen bewältigen, bewaffnete Konflikte beenden - Friedenspolitische Strategien von Männern und Frauen

In Kooperation mit: Frauensicherheitsrat & Friedensfrauen weltweit

 

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