In der Initiativgruppe Für Feminismus haben sich Menschen unterschiedlicher Radikalität und unterschiedlicher politischer Ansichten zusammen geschlossen, und darin liegt unsere Stärke. Unser Ziel ist es, die feministische Ideologie und die Gleichstellung der Geschlechter zu propagieren. Die Verwendung des Begriffs ‚Feminismus’ in unserem Namen ist daher von prinzipieller Bedeutung: Die Lage ist derart kritisch, dass es höchste Zeit ist, die Dinge beim Namen zu nennen, Diskriminierung als ‚Diskriminierung’ zu bezeichnen, und Feminismus als ‚Feminismus’...
Jelena Maximowa:
Wir haben uns zusammengetan, um eine feministische Agenda in der Gesellschaft aufzubauen, da das „Frauenthema“ in der Politik derzeit ausschließlich im Geiste des Patriarchats artikuliert wird: Kindergeld, Maternal capital, Abtreibungen usw.. Wir müssen diese patriarchale Schieflage aufheben, und genau dazu haben wir uns zusammen geschlossen. Meine Hoffnungen richten sich dabei keineswegs allein auf eine Veränderung der Gesetze. Gesetze sind nur die halbe Sache. Unsere Organisation muss zu einer Bewegung werden, die die Haltung der Gesellschaft zur Gleichstellungsfrage verändert. Wir müssen die Einstellung bekämpfen, dass Frauen Menschen zweiter Klasse sind. Für mich als Feministin ist es wichtig, patriarchales Denken als jenen totalitären Denktypus zu zerstören, der er ist. Dann wird die Gleichstellung der Geschlechter von den Menschen anders wahrgenommen werden. Mir ist klar, dass dies ein langwieriger Prozess ist, aber er muss begonnen werden ...
Vera Akulowa:
In Bezug auf Genderfragen lebt die russische Gesellschaft weiterhin in einem Zustand totaler Katastrophe. Das lässt sich an endlosen Beispielen zeigen, angefangen bei der mehr als dramatischen Statistik häuslicher Gewalt bis hin zu der Tatsache, dass kaum jemand in Russland weiß, was das Wort „Sexismus“ bedeutet: Unter diesen Bedingungen ist die Gruppe Für Feminismus die einzige mir bekannte Graswurzelinitiative, die Genderfragen zentral und permanent auf der Tagesordnung hat, und die damit auf die Straße geht. Entweder gibt es wirklich niemand anderes oder aber wir sind derart verstreut, dass wir voneinander nicht wissen... Andererseits bedeutet die Tatsache, dass diese Gruppe entstanden ist, einen unglaublich wichtigen ersten Schritt – und der schafft etwas Optimismus.
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Über die Autorinnen:
Natalia Bitten ist Journalistin, Politologin, Schriftstellerin, Feministin. Sie ist Autorin publizistischer und wissenschaftlicher Texte sowie des Romans „Mainstream“, der 2007 unter dem Pseudonym Natalja Kim erschien.
Sie spezialisiert sich auf Genderstudien. Für einige Jahre leitete sie die größte politische Zeitung im Gebiet Kemerowo. Zur Zeit baut sie das Internetportal Klub der der reisenden Frauen auf. Aktivistin der Initiativgruppe Für Feminismus.
Jelena Maximowa wurde in Moskau geboren, absolvierte die Historisch-philosophische Fakultät der Universität der Russischen Akademie für Bildung und arbeitete als Lektorin und Führerin im Staatlichen Museum für orientale Kunst. Sie ist Feministin, hat eine Vorliebe für Archäologie und Fotografie und beteiligt sich an Umweltprotesten. Aktivistin der Initiativgruppe Für Feminismus.
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