Mit Leymah Roberta Gbowee, Ellen Johnson-Sirleaf, beide aus Liberia und Tawakkul Karman, Jemen, bekamen dieses Jahr drei frauen- wie friedenspolitisch hervorragende Aktivistinnen den Friedensnobelpreis. Seit Jahren engagieren sie sich auf unterschiedliche Weise und in verschiedenen Formen gegen Frauenausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Gewalt und für die Rechte von Frauen und anderen Unterdrückten, zum Teil unter extremen Bedingungen und mit hohem persönlichen Einsatz.
Diese Preisvergabe ist eine Ermutigung und Bestätigung für die vielen anderen Frauen- und Friedensaktivistinnen weltweit, die tagtäglich für ein Leben ohne Gewalt und Unterdrückung, für gleiche Rechte der Frauen und für Frieden eintreten und oft dabei ihr Leben riskieren. Damit setzt das Friedensnobelpreiskomitee zugleich ein längst überfälliges Zeichen für die entscheidende Bedeutung, die Frauen weltweit in Friedensprozessen, für die Krisenprävention und Konfliktbewältigung einnehmen. Eine Bedeutung, die noch immer systematisch im Mainstream der Sicherheitspolitik ignoriert wird.
Leymah Roberta Gbowee, initiierte unter anderem mit großem Erfolg die gewaltfreie Protestform der Mütter und Frauen in Liberia, gegen das brutale Regime des Diktators Charles Taylor und erregte Aufsehen durch ihren Aufruf zum „Sex-Streik“ der Frauen – als moderne Lysistrata – Variante. Später beteiligte sie sich an der liberianischen Kommission für Wahrheit und Versöhnung. Inzwischen ist sie Executive Director des Women Peace and Security Network Africa (WIPSEN-Afrika).
Ellen Johnson-Sirleaf, seit 2006 Präsidentin von Liberia, ist die erste Frau, die durch Wahl Staatsoberhaupt eines afrikanischen Staates wurde. Sie verkörpert durch ihr bewegtes Leben, ihr vielfältiges Engagement für Frauenrechte und Demokratie, gegen Elend, Hunger und Unterdrückung für viele Frauen weit über Afrika hinaus Hoffnung und Perspektive, dass Kämpfen lohnt, dass ein anderes, besseres Leben in Frieden und Gerechtigkeit möglich ist.
Tawakkul Karman engagiert sich bereits seit Jahren für Menschen- und Frauenrechte in ihrem Land, unter anderem als Mitbegründerin der Organisation Journalistinnen ohne Ketten. Insbesondere per Internet organisiert sie den Widerstand gegen den jemenitischen Herrscher Präsident Ali Abdullah Salih. Sie gilt inzwischen als „wichtigste Stimme der jemenitischen Jugendbewegung“ (Zeit) und ist die erste arabische Frau, die den Friedensnobelpreis erhält, den sie nun „dem arabischen Frühling" widmen will.
Das Nobelpreiskomitee nahm bei der Ehrung Bezug auf die UN-Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats von 2000. Sie hebt die Rechte von Frauen in Konflikten und die Notwendigkeit ihrer Beteiligung hervor. Mit Verweis unter anderem auf diese Resolution starteten bereits 2005 engagierte Friedensaktivistinnen weltweit die Kampagne „1000 Frauen für den Friedensnobelpreis“ und nominierten 1000 FriedensFrauen in aller Welt, die sich täglich mutig und dennoch wenig beachtet für Frieden und Sicherheit einsetzen. Auch das Gunda-Werner-Institut und der deutsche Frauensicherheitsrat beteiligten sich daran. Die jetzige Preisvergabe an drei verdiente Aktivistinnen sehen wir als Hoffnung, dass das Jahrzehnte lange Frauenengagement allmählich Früchte trägt.
Den drei Preisträgerinnen wünschen wir alles Gute, weiterhin viel Mut, Energie und Durchhaltevermögen für ihren Einsatz gegen Ünterdrückung und Gewalt, für Frauenrechte und Frieden.
- Die Umsetzung der UN Resolution 1325 in Liberia
- Friedensnobelpreis für Frauenrechtlerinnen: "Kein Frieden ohne Frauen" (Pressemitteilung)
- Wie Frauen und Männer gemeinsam Frieden schaffen (Böll.Thema 1/2011)
- Video der Nobelpreiszeremonie (englisch, Offizielle Internetseite des Nobelpreises)
- Rede von Leymah Roberta (englisch, Offizielle Internetseite des Nobelpreises)
- Rede von Ellen Johnson Sirleaf (englisch, Offizielle Internetseite des Nobelpreises)
- Rede von Tawakkol Karman (englisch, Offizielle Internetseite des Nobelpreises)