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Chile: Sexuelle und reproduktive Rechte von Frauen

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Student/innenproteste in Chile (2014)

Geschlechterdemokratie: Chile ist eines der wenigen Länder, in denen die Abtreibung in allen Fällen verboten ist. Das Regionalbüro der Heinrich-Böll-Stiftung arbeitet vor allem mit feministischen Frauenorganisationen zusammen.

Auch wenn sich viele Staaten der Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet haben: Die Einschränkung grundlegender staatsbürgerlicher Rechte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen sind in vielen Fällen drastisch. Chile bildet da keine Ausnahme. Es ist eines der wenigen Länder, in denen die Abtreibung in allen Fällen verboten ist. Dies war nicht immer der Fall.

1931 war ein für die damalige Zeit recht fortschrittliches Gesetz verabschiedet worden, dass die Abtreibung in drei Fällen (Vergewaltigung, Missbildungen des Fötus und Gefahr für das Leben der Mutter) straffrei stellte. Das Militärregime hat dieses Gesetz ausgesetzt. Seitdem ist die Abtreibung in Chile grundsätzlich verboten. Abtreibungen werden heimlich durchgeführt, wobei die Risiken je nach ökonomischer Situation der betroffenen Frauen stark variieren.

Die Regierung von Präsidentin Bachelet war u. a. mit dem Versprechen angetreten, die Abtreibung in den drei genannten Fällen wieder straffrei zu stellen. Anfang August passierte der Gesetzesentwurf mit knapper Mehrheit den Gesundheitsausschuss des Parlaments. Obwohl laut Umfragen eine Mehrheit von 70 Prozent der Chileninnen und Chilenen dem moderaten Gesetzesentwurf zustimmt, ist es zweifelhaft, ob das Gesetz tatsächlich verabschiedet wird.

Rechte und christdemokratische Abgeordnete organisieren derzeit mit Gruppen wie Opus Dei und deren Anhängerschaft den Widerstand gegen die Straffreiheit, wobei sich die Kritik insbesondere auf das Recht auf Abtreibung nach Vergewaltigung bezieht. Hierbei werden alle Macho-Klischees bedient, um Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, zu verunglimpfen. Die chilenische Gesellschaft ist nach wie vor patriarchalischen Grundstrukturen geprägt, die Frauen nicht als gleichberechtigte Staatsbürgerinnen sehen, sondern als Körper mit Reproduktionsaufgaben, ohne Recht auf Selbstbestimmung.

Das Regionalbüro der Stiftung in Chile arbeitet seit Längerem mit feministischen Frauenorganisationen in Chile zusammen, so u. a. mit der Red Chilena contra la Violencia hacia las Mujeres, der Marcha Mundial de Mujeres und mit Anamuri, deren Arbeit sich auf Proteste und kulturelle Aktivitäten im öffentlichen Raum konzentriert. Die feministischen Netzwerke werden durch neue Partner/innen aus der Student/innenszene ergänzt, die soziale Netzwerke und Internet zu Kampagnenzwecken einsetzen, etwa Videos und Twitter.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Für Demokratie - Vom Engagement der Heinrich-Böll-Stiftung in der Welt" und wurde im Rahmen der gleichnamigen Publikation erstellt.