32. Green Ladies Lunch: Damenwahl? Perspektiven nach der Bundestagswahl

Archive
Katja Dörners Wahlplakat: Ärmel hochkrempeln!
Teaser Bild Untertitel
Katja Dörners Wahlplakat: Ärmel hochkrempeln!

Rückblick

Damenwahl? Feministische Rückblicke und Perspektiven

16. Oktober 2009

 

Gesprächsrunde mit:

  • Prof. Dr. Margreth Lünenborg, FU Berlin, Forschungsprojekt „Spitzenfrauen im Fokus der Medien", aktuelle Publikation „Politik auf dem Boulevard?“
  • Dr. Inge von Bönninghausen, Journalistin, ehem. Vorsitzende des Deutschen Frauenrates
  • Katja Dörner MdB, Bündnis 90/Die Grünen, ab Oktober 2009 erstmals im Bundestag
  • Katrin Rönicke, Journalistin der Mädchenmannschaft

Moderation:

  • Simone Schmollack, Journalistin und Buchautorin, ab November 2009 Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik bei der taz

 

Knapp drei Wochen nach der Bundestagswahl lud der Green Ladies Lunch des Gunda-Werner-Instituts zur feministischen Wahlnachlese. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Simone Schmollack, die im Wahlblog der Heinrich-Böll-Stiftung feststellte, dass 2009 das Geschlecht der Kanditat_innen kein Thema mehr war.

Dies bestätigte eingangs auch die Medienwissenschaftlerin Margreth Lünenborg. Dennoch sind Politikerinnen auch weiter einem anderen Blick ausgesetzt als Politiker: Darauf verweisen auch ihre Analysen zu „Merkels Dekolleté“ als Mediendiskurs - oder auch der Versuch von Vera Lengsfeld („Wir haben mehr zu bieten“), an diesen Diskurs anzuknüpfen. Bezüglich des Letzteren legte Lünenborg dar, dass es sich um eine völlig ironiefreie und sexistische Reproduktion handele.

Katja Dörner, die nun zum ersten Mal für Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag zieht und ihren Einstand beim Ladies Lunch gab, meinte dazu: Es komme eben darauf an, welchen Körperteil frau entblöße – und krempelte entsprechend die Ärmel schon mal hoch (siehe Bild).

Jenseits des plakativen Muskelspiel erweisen sich Geschlechterpolitiken aber schon lange als geschwächt: Inge von Bönninghausen, Journalistin und ehemalige Vorsitzende des Deutschen Frauenrates, sieht die Frauenfrage mit der Wahl einer Kanzlerin als abgehakt, es ginge um eine Neuausrichtung in der Opposition, wobei die zentrale geschlechterpolitische Frage die Umstrukturierung und -verteilung von Arbeit sei.

Hierbei war sie sich – über die Generationen hinweg - einig mit Katrin Rönicke, Journalistin der Mädchenmannschaft. Nachdenklich stimmen allerdings deren Erfahrungen als Bloggerin: Ein gesellschaftlicher Konsens bezüglich Geschlechterdemokratie sei nicht in Sicht, zu keinem anderen Thema gäbe es soviel Häme und böse Kommentare. Das Wahlverhalten von jungen Frauen – fast jede dritte CDU/CSU-Wählerin war unter 30 – erklärte Rönicke mit der attraktiven Familienpolitik unter Einbezug der Väter und unter dem Vorzeichen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Dagegen setzt Katja Dörner in der Opposition darauf, Pläne der Regierung auch einer feministischen Kritik zu unterziehen und entsprechend deutlich zu benennen. So sei z.B. das Betreuungsgeld der FDP kein Fortschritt in Sachgen Entscheidungsfreiheit, sondern nichts anderes als eine „Herdprämie“.