Die Herstellung von Sicherheit nach gewaltförmigen Konflikten muss aus geschlechterpolitischer und feministischer Perspektive eine grundlegende Umformung der Gewaltkultur beinhalten. In diesen vielschichtigen Prozess ist der Staat doppelt involviert: Einerseits bietet er Sicherheit, andererseits liegen in seinen geschlechterblinden Strukturen auch besondere Bedrohungspotenziale für Frauen und Mädchen.
Der Zerfall von Staatlichkeit ist oft Folge von eskalierter Gewalt. Die Entmachtung von GewaltakteurInnen und die Rückkehr zu funktionierender Staatlichkeit ist eine der größten Herausforderungen für die Konfliktbearbeitung. Sie ist für Frauen aufgrund der Zunahme sexualisierter Gewalt im Kontext von Konflikten besonders wichtig. Die Wiederherstellung des Gewaltmonopols des Staates und die Sanktionierung jeglicher individuell ausgeübter Gewalt sind deshalb in ihrem Interesse.
Gleichwohl kann der Staat für Frauen nicht nur Garant von Sicherheit, sondern auch Produzent von Unsicherheit sein. Deshalb muss jede Sicherheitsstrategie auf ihre jeweils spezifische Wirkung nach Geschlecht und Gruppenzugehörigkeit überprüft werden. Sicherheit muss den rechtlich garantierten Schutz vor sexualisierter Gewalt ausdrücklich einschließen, mittels Verabschiedung entsprechender Gesetze, Training von Polizeikräften, Sensibilisierung von RichterInnen, Einrichtung von Schutzräumen und Hotlines. Beide Geschlechter müssen die Möglichkeit erhalten, Kriegstraumata und sexualisierte Gewalt zu bearbeiten. Die Opfer von Gewalt bedürfen besonderer Unterstützung, die TäterInnen müssen öffentlich und in rechtsstaatlichen Verfahren bestraft werden, um die Gewaltkultur einer Nachkriegsgesellschaft zu verändern. Voraussetzungen dafür sind ein weiter Begriff von Sicherheit, die Sensibilisierung von Polizei- und Justizkräften, besserer Opferschutz und die Unterstützung von ZeugInnen bei der Aussage gegen TäterInnen. Initiativen vor Ort, die die in vielen Gesellschaften tabuisierte sexualisierte Gewalt auf kulturell und politisch sensible Weise thematisieren, sind hier die wichtigsten Bündnispartnerinnen.
Aber auch bei der Demobilisierung von KämpferInnen ist auf deren unterschiedliche Bedürfnisse zu achten. So muss es unterschiedliche Integrationsprogramme für Frauen und Männer geben, die ihrer gesellschaftlichen Ausgrenzung entgegen wirken, wenn sie die alten Geschlechterrollen nicht mehr übernehmen wollen.