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Dieser Tag gehört uns!

Katrin Rönicke
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Katrin Rönicke auf der re:publica 2011

 

Katrin Rönicke

Dieser Tag gehört uns!

Es ist 2011 und ich bin eine Frau. Frauen sind die Hälfte der Menschheit. Sie leben immer noch anders, als die andere Hälfte. Wie kommt das?

100 Jahre Frauentag – das ist nichts im Vergleich zu den tausenden von Jahren, in denen die Frau die Rolle des Minderwertigen, des Machtlosen, des Untergeordneten hatte. Diese Kultur hat eine männlich geprägte Geschichte. Unsere Vergangenheit sind Männer. Christus, die Kaiser des römischen Reiches, chinesische Kaiser, Eroberer der „Neuen Welt“, Unterdrücker der Ureinwohner auf anderen Kontinenten, das Gros der überlieferten Dichter und Denker, Staatslenker – alles Männer. Die Frauen waren Anhängsel, Dekoration, Rückenfreischauflerinnen und Hüterinnen des Häuslichen. Entwertet.

Im 19. Jahrhundert begannen Frauen, einzufordern und zu erobern, was bis dahin als „männlich“ galt. Bildung, Beruf, Wahlrecht, politischen Einfluss, ökonomische Beteiligung und Unabhängigkeit – das sind die vielen Themen auf der Agenda bewegter Frauen. 1911 wurde der Internationale Frauentag eingeführt, als Symbol für die soziale, politische und wirtschaftliche Ungleichheit der Geschlechter, die es zu verringern gilt. Vieles wurde erreicht. Vieles blieb ungleich. Deswegen ist es falsch, vom „Postfeminismus“ zu reden und von den gleichen Chancen. Die Arbeitsteilung der Geschlechter ist beinahe so fest wie eh und je. Nicht wenige begründen sie wieder mit vermeintlich „natürlichen“ Geschlechterunterschieden, Genen und Hormonen. Doing Gender ist en Vogue. Stereotype sind fest verankert im System Gesellschaft und werden selten hinterfragt.

Diese Art von Gesellschaft, die uns Rollen aufzwingen will und Grenzen schafft –  sie ist und bleibt ein Ärgernis. Widerspruch ist nötig. Suchen wir den Konflikt. Dieser Tag gehört uns! Werden wir laut!



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