„Es gibt so viele Dinge, die getan werden müssen, um es queeren Menschen endlich zu erleichtern und diesen Leidensdruck wegzunehmen. Und ich denke wir können so mutig sein“, sagt Mara Klein im Interview mit dem rbb. Mara Klein ist U30-Mitglied des Synodalen Wegs der katholischen Kirche (ein Zusammenschluss von Mitgliedern der katholischen Kirche zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs) und ist trans nicht-binär.
In der Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ berichten neben Mara Klein 99 weitere queere Gläubige von den Erfahrungen, die sie in der katholischen Kirche gemacht haben. Die Erzählungen handeln von Vorstellungsgesprächen, Drohungen und vor allem vom psychischen Druck und Leid, den sie als queere Mitglieder erfahren. Es ist somit das bisher größte „Comig-Out“ innerhalb der katholischen Kirche.
Zeitgleich mit der Dokumentation geht der Zusammenschluss „Out in Church“, bestehend aus mehr als 100 Gläubigen, an die Öffentlichkeit. Sie fordern neben der Aufarbeitung der Leidenserfahrungen und Schuld der katholischen Kirche außerdem ein Arbeitsumfeld und -recht, das ihnen ein gleichberechtigtes Leben ermöglicht. Bisher können viele der queeren Gläubigen ihre geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht offen leben - andernfalls drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Zerstörung der beruflichen Existenz.
Die Menschen hinter „Out in Church“ protestieren mit der Aktion auch gegen Aussagen des kirchlichen Lehramts, das behauptet queere Menschen könnten wegen ihrer „objektiv untergeordneten Neigungen“ „keine korrekten Beziehungen“ zu anderen Menschen aufbauen. Der „Synodale Weg der Katholiken in Deutschland“ schließt sich dem an und empfiehlt dem Papst, Änderungen der Aussagen zur Empfängnisverhütung und Homosexualität in verbindlichen Texten der katholischen Lehre vorzunehmen. Ob der Papst auf diese Vorstöße überhaupt reagieren wird, ist völlig offen.