Mehr als ein halbes Jahr ist vergangen, seit die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen haben. Die non-profit Organisation Women for Women International befragte 80 Frauen aus drei afghanischen Provinzen und in unterschiedlichen Lebenssituationen zur Einschätzung der Situation. Die Umfrage zeichnet ein ernüchterndes Bild der Lage afghanischer Frauen im Land ab.
„Wenn die Taliban die Rechte der Frauen nicht anerkennen und uns nicht erlauben, zu arbeiten, dann ist die Zukunft Afghanistans dunkel und unsicher, vor allem für uns Frauen.“
Alle befragten Frauen sind von Nahrungsunsicherheit betroffen. 66% gaben an, oft nicht ausreichend Nahrung zu haben, 34% haben manchmal nicht ausreichend Nahrung. Sie bekommen wenig Unterstützung von der Regierung, der Zivilgesellschaft oder Privatpersonen und müssen auf negative Bewältigungsstrategien zurückgreifen. Das können zum Beispiel Kinderarbeit oder der Verkauf von Haushaltsgegenständen oder Geldanlagen sein. Durch das verringerte oder ausbleibende Einkommen mussten 20% der Frauen ihre Kinder statt zur Schule zur Erwerbsarbeit schicken. 97% der Frauen erleben Einschränkungen ihrer Freiheiten - so fühlen sich zum Beispiel nur 36% sicher, wenn sie das Haus verlassen.
Women for Women International appeliert an die internationale Gemeinschaft und die Vereinten Nationen, die Situation von Afghaninnen zu verbessern. So soll unter Anderem ein Dialog mit der de facto Regierung zur Sicherung und Förderung von Frauenrechten geführt werden, ohne die de facto Regierung formell anzuerkennen. Wichtig ist, dass die de facto Regierung die Zusage einhält, dass Mädchen ab der 6. Klasse ab 21. März wieder zur Schule gehen dürfen. Und vor allem sollten stets die Frauen im Land zu ihrer Situation und ihren Erfahrungen befragt werden, um so hilfreiche Lösungen für die Betroffenen entwickeln zu können.
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