Dossier
Dekolonisierung des Digitalen
Feminismus und Intersek*Tech
Wie kann eine feministische Zukunft aussehen, die Technologie und Digitalisierung intersektional an Herrschaft und Machtstrukturen rückbindet, kritisch hinterfragt und einen Raum schafft, dessen Grundlagen Zugänge und Gestaltungsräume und nicht Ausschlüsse sind?
Diskurse um Technologien und allen voran digitale Technologien verknüpfen diese allzu oft mit Befreiung und einer „besseren, gerechteren“ Zukunft für alle. Doch es wird immer deutlicher, dass das Internet und die globalen Kommunikationsstrukturen in eine "Reihe von ökologischen und repressiven Bedingungen für das Leben der Schwarzen verwickelt“ (Safiya Umoja Noble 2016) sind. Davon sind indigene Menschen und Menschen of Color natürlich nicht ausgeschlossen. Aus feministischer Perspektive können wir uns also nicht nur mit Heilsversprechen beschäftigen, die überwiegend auf den Erhalt weißer Vormachtstellung zielen. Wir müssen eine intersektionale (digitale) Zukunft entwickeln, die neue, bisher nicht beachtete, Perspektiven ins Zentrum stellt und so Zukunft bzw. Zukünfte überhaupt erst (wieder) möglich macht.
In diesem Dossier gehen wir einen ersten Schritt. Dabei geht es vorrangig darum, dekoloniale Sichtweisen auf und mit Technologie zu entwickeln. Der Prozess der sich ständig erneuernden Kolonisierung soll durchbrochen werden, indem zum Beispiel koloniale Prozesse in der Digitalität sichtbar gemacht werden. Sichtbarmachung ist hier unser Tool für die "dekoloniale Option" (Walter Mignolo 2011), das heißt für die Abschaffung der "Kolonialität der Macht" (Aníbal Quijano 2019), die sich heute noch immer in der Verschränkung von Rassismus und kapitalistischer Extraktion ausdrückt. Welche emanzipativen Potentiale können sich daraufhin bieten und wie weit zurück muss der Blick schweifen, um Zukunft zu gestalten.
(Konzept: Francesca Schmidt)