Georgien
Herausforderungen und Möglichkeiten
Khatuna Samnidze
Ungeachtet der Tatsache, dass Genderfragen ein ernstzunehmendes Problem in Georgien darstellen, richten sich weder Gender-Aufklärungskampagnen noch die verschiedenen mit diesem Thema verbundenen Projekte an die jüngere Generation. Auch das Bidlungssystem hat diese Fragen bisher noch nicht aufgegriffen und nicht in seine Lehrpläne integriert.
Um das Bewusstsein von jungen Menschen zu stärken und die Entwicklung von entsprechenden Einstellungen und Erwartungen bezüglich der Gleichberechtigung der Geschlechter zu unterstützen, führte das Regionalbüro Südkaukasus der Heinrich-Böll-Stiftung im Rahmen seines Gender Projekts 2010 einen Aufsatzwettbewerb an verschiedenen Zentren der Hochschulbildung in Tbilisi durch. Vor dem Hintergrund eines weit verbreiteten Informationsdefizits und einer noch ausstehenden Bestandsaufnahme der Bedürfnisse im Bereich Gender speziell für die jüngere Generation, war das Projekt erstens darauf ausgerichtet das Bildungsniveau, die Einstellungen und die Gefühle der Jugend bezüglich des Themas zu ermitteln und so indirekt auch das Niveau des Gender-Bewusstseins an Einrichtungen der Hochschulbildung in der Hauptstadt offen zu legen. Zweitens wurde beabsichtigt, die Jugend durch die Ausrichtung von Diskussionen und Konferenzen im Rahmen des Aufsatzwettbewerbs bei ihrer Suche nach Antworten, Strategien und Lösungsansätzen zur Verbesserung der Situation im Land zu unterstützen.
Viele motivierte junge Studentinnen und Studenten reichten ihre Aufsätze ein - einige kritisch, einige überaus pessimistisch, und einige, die Verwirrung zum Ausdruck brachten. Der Inhalt aller Arbeiten sowie die Präsentationen von Student/innen während der Studentenkonferenzen haben verdeutlicht, dass in diesem Bereich noch viel getan werden muss, um das Bewusstsein der jüngeren Generation zu schärfen, sie zu informieren und zu trainieren und ihre Kenntnisse sowie ihr Verständnis für das Thema zu vertiefen, um so Genderfragen für die georgische Gesellschaft zugänglich zu machen. In ihren Aufsätzen schrieben die Student/innen, unter Einbeziehung von realen Beispielen, über ihre Erfahrungen mit Genderproblematiken; sie beschrieben die Bedeutung von mehr Bildungsarbeit, den Einfluss von Traditionen auf das Verhalten von Frauen und problematisierten die gegenwärtig niedrige Teilnahme von Frauen an Entscheidungsprozessen. Das Hauptproblem, das die Autor/innen als Basis der bestehenden Ungleichheit der Geschlechter im Land anführten, bleiben in der Gesellschaft vorherrschende Vorurteile, die durch das Bildungssystem, die Medien, die Traditionen und gesellschaftliche Schwäche im Kampf gegen Gender-Ungerechtigkeit gestärkt werden.
Das Ziel des Projektes, indirekt das Niveau des Gender-Bewusstseins unter der jüngeren Bevölkerung in Georgien zu ermitteln, ist erreicht worden. Es wurde deutlich, dass es sehr wichtig ist, verschiedene Trainings- und Bildungsprogramme zu entwickeln und durchzuführen, um das Niveau des Gender-Bewusstseins unter Studenten zu heben. Die Gender Programme des Regionalbüros der Heinrich-Böll-Stiftung sind darauf ausgerichtet, der jüngeren Generation Probleme sowie Herausforderungen näher zu bringen und sie so dazu anzuhalten nicht nur als Beobachter, sondern als Akteure an Prozessen mitzuwirken. Ein weiteres Ziel ist es in diesem Zusammenhang, die aktive Gestaltung durch die jüngere Generation zu fördern und ihre Möglichkeiten zur Mitbestimmung zu stärken, um Vorurteile zu überwinden und die Situation im Land Schritt für Schritt zu verbessern.
Essays:
- Kvara Guledani: "Der Einfluss von Gender im Bildungsprozess"
- Ani Chankotadze: Kulturelle Stereotype - das "Heilige Gefäß", die "Porzellan-Puppe", das "Karamell-Bonbon" und die "Schlampe"
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Mehr zum Thema:
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