Reproduktive Rechte in internationaler Perspektive - Chancen und Grenzen internationaler Rechtsetzung und politischer Lobbyarbeit im Kontext globaler Bioökonomie und Bevölkerungspolitik
Mit:
- Prof. Dr. Christa Wichterich, transnationale feministische Perspektiven auf das Thema Reproduktive Rechte, Themenachsen, Pole der Debatte in wenigen Thesen fokussieren
- Prof. Dr. Susanne Lettow, Perspektiven globaler Bioökonomie
- Prof. Dr. Shalini Randeria*, postkoloniale Perspektiven
*angefragt
Moderation:
- Barbara Unmüßig
Beim 45. Green Ladies Lunch am 05.12.2014 ging es unter dem Titel „Wir haben eingefroren!“ um feministische Kontroversen um reproduktive Rechte im Zuge technologischer Entwicklungen. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem deutschen Kontext: ausgehend von der aktuellen Medien-Debatte um das Einfrieren von Eizellen haben wir in einem feministischem Rahmen und mit Expertinnen, die seit langem zu bioethischen Debatten forschen und aktivistisch unterwegs sind, eine Bestandsaufnahme versucht. Was ist Stand der Technik – und wie verändert die Entwicklung der Reproduktionsmedizin feministische Diskurse um Reproduktive Rechte?
Deutlich wurde: Die feministische Forderung nach reproduktiven Rechten ist keine einstimmige und findet in komplexen Zusammenhängen technologischer Entwicklungen und globaler Ökonomie statt. Innerfeministisch ist immer zu klären: welchen Feminismus meinen wir? Ist das, was für einige Frauen individuell mehr Selbstbestimmung bedeutet, automatisch Agenda von Feminismus? Welche feministischen Bündnisse sind möglich?
Im nationalen Kontext also vielstimmige und kontroverse Perspektiven. Und international? Im Schlussdokument der Kairo-Konferenz 1994 werden erstmals die Ausdrücke „Reproduktive Gesundheit“ und „Reproduktive Rechte“ verwendet, ein Jahr später in Peking sind sie zentral im Kapitel „Frau und Gesundheit“.
Peking 1995 war ein Meilenstein und machte klar: Reproduktive Rechte bedeuten mehr als Familienplanung, nämlich individuelle Rechte auf Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit und Freiheit von Diskriminierung.
Doch das Thema Reproduktive Rechte ist immer auch ein Feld feministischer Kontroversen. Was waren die internationalen Debatten damals? Und: Hat ein transnationaler Feminismus heute Perspektiven? Welche?
Zur Frage, ob und wie heute feministisches agenda setting für reproduktive Rechte aussehen kann oder muss, sind unterschiedliche sich überlagernde Achsen zu reflektieren: zum Beispiel individuelle Wünsche, Diskurse der Moral, Politik und mit ihr verbunden die Rechtssetzung, außerdem technologische Angebote der Reproduktionsmedizin und die Industrie bzw. das kapitalistische System. Was sind Fakten, Kontroversen, Dilemmata mit Blick auf einzelne Achsen und ihre Verwobenheit?
Leitfragen des 46. Green Ladies Lunch sind:
- Was waren feministische Kontroversen und Debatten seit Kairo und Peking?
- Wie lässt sich die in Wertsetzung von Körpern in der globalen Bioökonomie heute fassen?
- Was sind heute Herausforderungen für feministische Politiken bzgl. reproduktiver und sexueller Selbstbestimmung?
- Welche intersektionalen und postkoloniale Perspektiven sind nötig?
- Was sind grüne Perspektiven auf den Komplex Reproduktive Rechte im Zusammenhang von Entwicklungspolitik und Menschenrechtsarbeit?
- Wie kann/muss ein feministisches agenda setting für reproduktive Rechte aussehen?